Interessanter Rundgang durch die historische Dorfmitte von Lüttringhausen, veranstaltet vom Café Lichtblick.
Das Lüttringhauser Café Lichtblick in der Gertenbachstraße hatte vor einer kleinen Weile zu einem Rundgang durch die Dorfmitte eingeladen. Weitaus mehr Interessierte als erwartet fanden sich um 19 Uhr vor dem Café ein. Stadtführerin Linda Kessler, ansonsten in Lennep unterwegs, ging mit vierzig Gästen eine kleine Runde von der evangelischen Kirche zum jüdischen Friedhof und über die Wiedenhöfe wieder zurück zur Kirche.
Unklar wann alles begann
Natürlich erfährt man auf einem solchen Gang immer wieder Neues: Auf dem tatsächlich im Zentrum Lüttringhausens liegenden Kirchplatz der evangelischen Kirche erklärte die Stadtführerin, was es mit der „Schöffenkiste“ auf sich hat – und warum der Diebstahl derselben dafür verantwortlich ist, dass man bis heute die Anfänge Lüttringhausens nicht eindeutig bestimmen kann. Sicher ist allerdings, dass die Kirche im Jahre 1735 nach einem gewaltigen Brand neu aufgebaut wurde, aus Grauwacke, was ein stabiles Material ist, so stabil, das sich der große und schwere Kirchenturm selbst trägt. Man lernt, dass Lüttringhausen zu Anfang des 12. Jahrhunderts aus 4 Honschaften bestand, inklusive Hohenhagen, was damals tatsächlich zu Lüttringhausen gehörte. Der große Lüster in der Kirche wurde zum 300. Geburtstag von Adolf Clarenbach dort installiert, jenem als Märtyrer verbrannten Wiedertäufer, der im Buscherhof geboren wurde, was damals ein Teil von Lennep war.
Der Gang zum kleinen jüdischen Familienfriedhof der Familie Löwenthal ist kurz, und man findet das von der Stadt gepflegte kleine Areal nicht sofort. Anstelle von Blumen liegen nach jüdischer Sitte Steine auf dem verwitterten Grabstein. Annährend dreihundert Jahre hat die Familie Löwenthal in Lüttringhausen gelebt und gewirkt. Erstaunlich ist, dass der Grabstein, obwohl stark zersetzt, noch existiert, denn im sogenannten Dritten Reich wurden die jüdischen Grabsteine in der Regel zu Straßenpflaster verarbeitet. Die Deutschen sollten sie „mit Füßen treten.“ Als Linda Kessler dies und das Ende der Lüttringhauser Familie im KZ Theresienstadt erzählt, macht sich bedrückendes Schweigen breit, die dunkelste Minute während der Stadtführung.
Mehr als 100 Schüler bei einem Lehrer
In der Adolf-Clarenbach-Straße 2 kann man die erste Pfarrschule des Dorfes sehen. Nach heutigen Ansichten war die Schülerzahl pro Klasse damals ein Skandal: Mehr als 100 waren keine Seltenheit (bei einem Lehrer!). Und durch die Elberstraße gelangt man schnell zu den Wiedenhöfen, jenen von der Kirche bebauten Grundstücken, die für die Pfarrer als Wohnstatt vorgesehen waren, die erste bereits im Jahre 1450.
Der Gang endet an der ehemaligen Löwenapotheke (Remscheider Straße 5) und am Limburger Eck. Warum die Verbindung von der Remscheider Straße zur Gerberstraße so heißt, weiß Linda Kessler auch und erzählt es den Mitgängern. Es hat etwas mit Käse und unangenehmen Gerüchen zu tun. Und die Gerberstraße heißt auch erst seit 1929 so (vorher: Gartenstraße), nach der Eingemeindung zu Remscheid, nach der viele Straßen in Lüttringhausen neue Namen erhalten haben. Es gab auch in Lennep eine Gartenstraße, aber Lennep war größer und durfte seine Straßennamen behalten.