Einen neunzigsten Geburtstag muss man doch ordentlich feiern. Das weiß man spätestens seit „Dinner For One“.
Und die Remscheiderinnen und Remscheider feierten am vergangenen Samstag ihre Stadt, und damit auch ein wenig sich selbst. Seit dem Jahr 1929 ist Remscheid Großstadt, seit damals, als Lennep und Lüttringhausen eingemeindet wurden. Das Stadtmarketing Remscheid hatte sich ein buntes und vielfältiges Programm für alle Altersklassen ausgedacht. Auf dem Theodor-Heuss-Platz und im Rathaus tummelten sich insgesamt mehr als 5000 Feiernde.
Es gab reichlich zu sehen und zu erleben: Blickfang im Rathaus war zunächst die liebevoll bearbeitete Jubiläumsausstellung „90 Jahre Großstadt Remscheid“, die zahlreiche hauptsächlich erwachsene Besucher sehen wollten. Die Rathausführungen mit Dr. Urs Diederichs erfreuten sich einer beinahe zu großen Nachfrage. Annährend einhundert Interessierte folgten dem als Dr. Borcherding zurechtgemachten ehemaligen Direktor des historischen Zentrums, der kurzweilig und humorvoll das Büroleben im Jahr 1929 wieder aufleben ließ. Urs Diederichs musste wegen der großen Nachfrage die eine und andere zusätzliche Führung durchführen, was er sehr gerne erledigte.
Im ersten Stock des Rathauses erhielt ein Roboter die Aufmerksamkeit zahlreicher junger Besucher: Ein Remscheid-Quiz wollte gelöst werden. Die neunjährige Svenja fand die gestellten Fragen zu einfach. „Wenn man aus Remscheid kommt, dann weiß man sowas“, urteilte sie. Den Roboter fand sie trotzdem cool.
Außer den Rathausführungen wurden Turmführungen in die Höhen des Rathauses angeboten, eine gute Gelegenheit für schwindelfreie Menschen, einen atemberaubenden Blick auf Remscheid zu erhalten.
Auf dem Theodor-Heuss-Platz war das Gedränge zum Teil sehr groß. Die Technischen Betriebe zeigten ihren Fuhrpark. An einem Müllfahrzeug durften Kinder unter Anleitung Abfalltonnen entleeren. Feuerwehr und technisches Hilfswerk standen bereit, interessierten Besuchern Rede und Antwort zu stehen. Geradezu Riesenschlangen entstanden immer wieder am 24.000 Liter fassenden Wasserbecken, auf dem ältere Kinder in großen Kugeln über das Wasser toben können. Mitunter warteten zwanzig und mehr Kinder darauf, endlich an der Reihe zu sein. Des Weiteren wartete ein Mini-Kinderkarussell auf mutige Fahrende, ein Entenangelteich wurde belagert, ein überdimensionale Spiel „Vier gewinnt“ ausprobiert und dann – Auf zum Bühnenprogramm!
Das extra für diesen Jubiläumstag komponierte Kindermusical „Leo, der König von Remscheid“ wurde mit großem Erfolg aufgeführt. Familie Della Penna war aus Radevormwald angereist und verfolgte mit einhundert anderen Besuchern das Geschehen auf der Bühne. Die kleine Pia, sieben Jahre alt, obwohl gebannt und mit großen Augen dem Musical folgend, hielt sich jedoch hier und da die Ohren zu, weil ihr die aufregenden Töne von der Bühne zu laut waren. Was ihr am Besten gefallen hat? „Der Zauberer“, sagt sie mit großem Ernst.
Liebesbrief an die Stadt
Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz verlas in seinem Grußwort einen Brief, den er an „seine“ Stadt Remscheid geschrieben hatte. Trotz etwas (mit Humor gewürzter) Kritik war es am Ende dann doch ein Liebesbrief.
Im Laufe des Nachmittags warfen Künstler, Aussteller und Besucher immer wieder zweifelnde Blicke in den Himmel. Würde es trocken bleiben? Es würde! Wenngleich einige heftigere Windböen die Auslagen so mancher Aussteller durcheinander wirbelten. Aber Petrus entpuppte sich an diesem Tag als Remscheider. Es blieb trocken.
Sascha Korf, Stand-Up-Comedian, litt während seines Bühnenprogramms ein wenig unter der zeitgleich stattfindenden Rathausführung und improvisierte vor knapp fünfzig Zuhörern absurde und witzige Geschichten, zum Teil mit unfreiwilligem Humor. (Frage ins Publikum: „Kommen Sie aus Remscheid?“ Antwort aus dem Publikum: „Nein, aus Lennep.“) Manchen älteren Festbesuchern war der Comedian jedoch zu hektisch. Die fünfzig Zuschauer hatten jedenfalls ihren Spaß mit Sascha Korf.
Tanz und Unterhaltung
Die Tanzgruppe „The Formation“ der LTG durfte auf der großen Bühne zweimal ihr Können zeigen. Mit viel Sinn für Körpergefühl und Rhythmus begeisterten die jungen Tänzerinnen (Facebookseite: The Formation by LTG und Angebot: LTG) die vielen Zuschauer auf dem Rathausplatz. „Die Mädels waren super, ich bin richtig begeistert. Ich werde vorschlagen sie für das Familienfest der SPD im nächsten Jahr einzuladen“, freute sich Ulla Wilberg. Die Jim-Rockford-Band zelebrierte ihren bekannten und beliebten Mix aus Soul und Pop, verbunden mit einer Prise Jazz und Lounge Music. Ihr folgte der letzte Programmpunkt auf der großen Bühne: Die Showband „YouWho“, eine Gruppe, die Partymusik auf hohem Niveau darbrachte, zumeist deutschen oder englischen Poprock zum Mitsingen und „Abzappeln“.
Nicht nur optisch sollte die 20er-Jahre-Party am Abend einer der Höhepunkte des Jubiläumsfestes werden. Aber der aus Dortmund angereiste DJ Chris hatte gar keine Musik der 20er Jahre im Gepäck und versorgte die Gäste mit Hits der vergangenen zwei Dutzend Jahre. Einige der Besucher fanden das weniger gelungen und teilten ihre Enttäuschung über die Veranstaltung auch mit. Sarah Eichhorst, Mitarbeiterin im Stadtmarketing, rettete die Situation mit Hilfe eines Streamingdienstes, der Tanzmusik aus den 20er Jahren anbot. So konnte die Jubiläumsfeier der Stadt Remscheid friedlich beendet werden.
Bericht von rs1.tv
Das Team von rs1.tv – Das Stadtfernsehen für Remscheid war ebenfalls vor Ort. Hier der Videobericht.
Hier geht es zum Beitrag auf der Webseite von rs1.tv: Veranstaltung 90 Jahre Großstadt Remscheid