Freude und Kritik bei Eltern und Großeltern über die Wiedereröffnung der Spielplätze.
Am Donnerstag, dem 7. Mai, stand eine wichtige Lockerung in den Corona-Beschränkungen auf der Agenda der Stadt Remscheid, wenigstens für die Mitmenschen, die seit Wochen Kinder oder Enkel zu Hause hüten müssen: Die Öffnung der Spielplätze war angekündigt. Nun gibt es in der Stadt mehr als 120 Spielplätze, die Bolzplätze nicht mitgezählt, und die vorsichtige Vermutung, dass es hier und da leicht hakeln könnte, war zumindest bei einigen Eltern vorhanden.
Start mit Verspätung
Ich mache mich um 10 Uhr von Lüttringhausen aus auf den Weg zum Stadtpark. Der unscheinbare, bei kleinen Kindern aber beliebte Spielplatz an der Schmittenbuscher Straße ist noch immer abgesperrt. Er sieht auch ein wenig vernachlässigt aus mit seinem hohen Gras und der Masse an Löwenzahn, die jeden Allergiker erst einmal Abstand nehmen lässt. Auch die Spielwiese in der Dowidatsiedlung ist noch nicht benutzbar: Die Absperrbänder verhindern Kinderbesuch.
Nicht nur zu meinem Erstaunen ist der große Spielplatz im Remscheider Stadtpark ebenfalls noch von Bändern gesichert. Nichts desto trotz sitzen drei Mütter und eine Großmutter mit ihren Kindern und Enkeln auf dem Platz. „Die Spielplätze sind freigegeben“, sagt eine Mutter. „Ob Bänder oder nicht, ich bleibe jetzt hier.“ Allgemeine Unsicherheit macht sich breit. Durch die noch vorhandenen Bänder ist der Gebrauch von so manchem Spielgerät für die Kinder nicht ungefährlich. Es ist halb elf.
„Ich verstehe das nicht“, sagt Natascha Schöne, die mit ihrer knapp zweijährigen Tochter Mila im Sandkasten hockt. „Es ist doch allgemein bekannt, dass heute die Spielplätze wieder öffnen. Die Kinder haben sich so darauf gefreut. Und bei der Stadt ist niemand zu erreichen. Da ist seit heute Morgen dauerbesetzt.“
Steffi Brandt ist handfester und entfernt eigenhändig einige der Absperrbänder. Sie habe, berichtet sie, erst heute am frühen Morgen mit der Stadt gesprochen. Sie nennt auch Namen von Mitarbeitern, die anscheinend selbst nicht die Öffnungszeiten der Spielplätze gewusst haben. „Da scheint es keine Absprachen gegeben zu haben.“ Inzwischen spielen fünf Kinder im Sandkasten.
Um punkt elf Uhr rücken die TBR an. Der Mitarbeiter sagt freundlich „Guten Morgen“ in die Runde und beginnt, rund um den Spielplatz die Bänder zu entfernen. Allgemeines Aufatmen ringsum. Sind die Kollegen auch in anderen Stadtteilen unterwegs, will ich wissen. Ja, kommt die Antwort, ganz Remscheid wird jetzt entbändert.
Und als wäre das offizielle Entfernen der Absperrbänder ein Signal gewesen, füllt sich nun der Spielplatz recht schnell. Fünf Minuten nach Elf sind es zwanzig Kinder, zehn Minuten später mehr als dreißig. Und sehr schnell kehrt auch eine Art Spielplatzalltag ein. Manche der Kinder tollen sich erstmal richtig aus, jauchzen auf der Schwingschaukel, klettern um die Wette oder backen Sandkuchen, während andere, wie die kleine Maja, die mit ihrer Mutter Anja gekommen ist, ruhig im Sandkasten sitzt und anderen Kindern beim Spielen zusieht.
Auch Angelika Geißler ist gekommen, gemeinsam mit den Enkeln Henry und Emmi. Sie ist noch immer über die späte Öffnung des Platzes ungehalten. „Die Stadt weiß doch, dass die Kinder gerade bei einem so schönen Wetter ungeduldig auf das Öffnen der Spielplätze warten“, sagt sie, „unsere beiden sitzen schon seit sieben Uhr wie auf heißen Kohlen. Gerade an einem solchen Tag kann man das auch besser organisieren. Da hat sich die Stadt nicht mir Ruhm bekleckert.“
Die auf dem Spielplatz anwesenden Erwachsenen halten den gebotenen Mindestabstand alle ein, manche tragen Masken. Der Geräuschpegel im Stadtpark ist deutlich angestiegen. Nur wenige Bänder mussten hängen bleiben, da in unmittelbarer Nähe Baumfällarbeiten stattfinden. Als ich um kurz vor Mittag gehe, haben sich die Erwachsenen wieder beruhigt. Die Kinder spielen selbstvergessen mit neugefundenen Freunden, alles ist gut.
Auf meinem Weg nach Hause schaue ich nochmal nach den anderen Spielplätzen. Der in der Dowidatsiedlung ist sowohl ohne Bänder als auch ohne Kinder. Der gleiche Anblick auf der Schmittenbuscher Straße. Auf dem größeren Spielplatz am Röntgen-Gymnasium verlieren sich eine knappe Handvoll Kinder. Vielleicht muss man sich wieder an offene Spielplätze gewöhnen.