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4.000 Tage

Eine ernste Komödie von Peter Quilter, Regie Boris Aljinovic, Produktion EURO-STUDIO Landgraf.

Was bleibt von uns, wenn wir ohne Erinnerung sind?

Eine schreckliche Vorstellung, und was passiert, wenn man unsere Erinnerungen manipuliert?

Michael (Matthias Happach) liegt nach einem Unfall drei Wochen im Koma, liebevoll umsorgt von seiner Mutter Carola (Mona Seefried) und seinem Lebenspartner Paul (Mathias Herrmann), die sich leidenschaftlich hassen. Während für Paul die Beziehung zu Michael verklärend rosarot ist, hat Carola ihm nie verziehen, dass er Michael auf „sein gnadenlos langweiliges Niveau  herabgezogen hat“. Michael hatte nämlich für Paul sein künstlerisches Schaffen aufgegeben und einen Job bei einer Versicherung angenommen und mit seinem Partner 11 Jahre nach Carolas Ansicht „ein Leben in einer Sackgasse“ geführt.

Und dann wacht Michael auf und die Erinnerung an genau diese 4.000 Tage sind weg, die Beziehung hat es nie gegeben und Michael ist wieder der Künstler, der er war, zwar elf Jahre älter, aber ohne Erfahrungen und Eindrücke dieser Zeit dazwischen. Das Spiel beginnt um die Deutungshoheit. Kann Carola die Zeit zurückdrehen und ihren Michael wieder so unter ihre Fittiche nehmen, wie er vor elf Jahren war? Paul gibt seinem Liebsten mit Hilfe von Zeitungen aus den Archiven zwar einen Schnelldurchlauf durch 4.000 Tage Zeitgeschehen, jedoch die Erinnerungen an ihre gemeinsamen Jahre frischt er auf mit Fotos aus glücklichen Tagen und gaukelt damit nicht nur sich selber vor, es wäre alles eitel Sonnenschein gewesen.

Chaos im Kopf

Schon künstlerisch chaotischer im Krankenzimmer: Mona Seefried, Mathias Herrmann und Matthias Happach. ©Tom Philippi
Schon künstlerisch chaotischer im Krankenzimmer: Mona Seefried, Mathias Herrmann und Matthias Happach. ©Tom Philippi

Und Michael? Der weiß plötzlich, dass er gar nichts mehr weiß und findet damit für sich selber einen Ausweg. Das Chaos in seinem Kopf verarbeitet er, indem er das sterile Krankenzimmer in ein mehr oder weniger chaotisches Gesamtkunstwerk verwandelt. Einzig eine Jacke, gewebt aus Streifen, die einem alten, immer gleichen Muster folgen, zeigen, dass sich Michael für sein Leben eine gewisse Beständigkeit wünscht. Anfangs hilft seine Mutter ihm sogar dabei. Und aus diesem Schaffen kommen auch die Erinnerungen wieder, zögerlich und von Carola und Paul beäugt.

Die drei gehen dabei Kompromisse ein, die das Stück auf ein versöhnliches Ende zusteuern lässt. Paul stellt die Beziehung in Frage, manches war schon „sehr beige angestrichen“ und bewahre nicht durchweg harmonisch, aber Michael gibt Paul Impulse zurück, Momente, in denen auch er spontan, witzig und ein Hauch verrückt war.

Und auch Carola rückt davon ab, Michael wieder ganz für sich zu haben, schließlich ist auch sie elf Jahre älter geworden und gehört wohl zu den „alten Leuten, die Gott danken, dass das jugendliche Feuer erloschen ist“. Die Liebe ist geblieben, trotz Koma. Vielleicht hatte Michael Glück, dass bei ihm ein Reset-Knopf gedrückt wurde und er sein Leben neu starten kann, mit Erkenntnissen über seine ihm nächsten Menschen und die damit verbundene Chance, es besser zu machen.

Happach spielt den Michael mit überbordendem Charme und Bindeglied zwischen Carola und Paul. Mit letzterem leidet man mit, so eindringlich bringt er die Sorge um den geliebten Menschen und den Schmerz des drohenden Verlusts der Liebe und der Beziehung rüber.

Ich bin Fan von Mona Seefried (Sturm der Liebe, Single Bells und O Palmenbaum, um nur drei der bekanntesten TV Formate zu nennen). Sie kann charmant, quirlig, beleidigt, aufbrausend, liebevoll, sprich, ALLE Facetten so glaubhaft spielen, dass es mich aus dem Sitz gehauen hat.

Stehende Ovation der leider wenigen Zuschauer war nicht Lohn genug für diesen wunderbaren Theaterabend. Mein Dank an unsere Intendanz, wieder so eine Perle eingekauft zu haben. Ende des Jahres 2022 geht das Stück erneut auf Tournee unter der Konzertdirektion Landgraf, es lohnt sich Augen und Ohren offen zu halten.

Remscheids Antwort auf Roald Dahl

Und er hat es wieder getan, oder auch nicht, denn diesmal meldet sich nicht Markus Krüger mit neuen Geschichten aus dem unteren Reich zu Wort, sondern Hagen Thiele selbst, der von Krüger selbst ermächtigt wurde, die neusten Geschichten aus dem unteren Reich in die Welt zu tragen und die Schatten werden mit jedem Satz, den der geneigte Lesende aufnimmt und sacken lässt, länger.

Fünf meisterlich geschriebene Kurzgeschichten, die einen mit aufgewühlten Gefühlen zurücklassen. Gott sei Dank hat einen nicht das gleiche Schicksal der Protagonist*innen ereilt, Geister gibt es nicht, oder? Und dann wohne ich ja auch zum Glück nicht in Remscheid…

Ja, einige Geschichten haben wieder lokalen Bezug zu Remscheid, der Heimatstadt des Autors, was es für mich als Bürgerin aus ebenda nicht leichter macht. Thiele beschreibt Orte, die sich in meinem unmittelbaren Umfeld befinden, ich vermeide im Moment Spaziergänge nach Einbruch der Dunkelheit.

Keine abendlichen Spaziergänge

Hagen Thiele versteht es so großartig, seine Geschichten harmlos und unverbindlich anfangen zu lassen und zieht dann den Lesenden spätestens nach dem fünften Satz mit in die unheimlichen Abgründe der menschlichen Seelen.

Es ist der subtile Horror, der aus alltäglichen Situationen und Schicksalen entsteht. Was widerfährt der Mitarbeiterin des Callcenters, hätte sie einen Anruf besser nicht tätigen sollen? Ist jede Therapeutin, jeder Therapeut darauf bedacht, dich zu heilen? Und sollte man besser die Müngstener Brücke doch lieber nur von Profis geführt besteigen? Lesen Sie selbst und vielleicht finden Sie die Antwort? Auch wenn selbige nicht klar auf der Hand liegt, hallen die letzten Worte jeder Geschichte noch lange nach.

Hagen Thiele kann nicht nur brillante Kurzgeschichten, sondern auch großartige Romane schreiben. Sein neustes Projekt „Zwischen Licht und Dunkelheit“ ist ein Buchprojekt über die Missstände der Massentierhaltung und zur Unterstützung des Vereins „Schweinefreunde“. (Die erste Hürde zur Finanzierung wurde bereits genommen, aber das Crowdfunding geht in die zweite Runde, um evtl. auch ein Hörbuch zu ermöglichen. Hier geht es direkt zur zweiten Runde vom Crowdfunding von „Zwischen Licht und Dunkelheit“ auf Startnext. Die Crowdfunding Kampagne läuft bis zum 31. März.

Ein Gewinnspiel

Und wer bis hier gelesen hat, den erwartet auch noch zu guter Letzt ein Gewinnspiel:

Wir verlosen ein Exemplar GESCHICHTEN AUS DEM UNTEREN REICH Bd. 6 mit persönlicher Widmung des Autors, wenn Sie folgende Frage beantworten:

Unter welchem Autorennamen sind die Bände 1-5 GESCHICHTEN AUS DEM UNTEREN REICH erschienen?

Gewinnspielfrage

Einsendungen bis 27. Februar 2022 an redaktion@luettringhauser.de. Bei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los

Es muss nicht immer Nurejew sein

Das Weihnachtsfest liegt gut zwei Wochen hinter uns, meine Kindheit schon etwas länger und trotzdem ist immer die richtige Zeit, sich in ein Märchen oder eine zauberhafte Welt entführen zu lassen.

So geschehen am 15. Januar 2022 im Teo Otto Theater bei „THE NUTCRACKER AND I“ von Alexandra Dariescu. Dariescu und eine Ballerina (Imogen-Lily Ash) lassen hier mit einem Konzertflügel und einer Projektion – stets auf die Musik genauestens abgestimmt – auf einer durchsichtigen Gaze (Technik Sander Loonen) das gesamte Ballett und die Musikgewalt eines ganzen Orchesters entstehen.

Nicht, dass ich unsere Symphoniker nicht lieben würde, vor Weihnachten sehe ich auch immer gern ein namhaftes Ballettcorps, das das vielen bekannte Märchen von E.T.A. Hoffmann „Mäusekönig und Nussknacker“ tanzt, aber diese Performance von der Meisterin am Flügel hebt diese Performance auf eine neue, andere Ebene.

Tausende, tanzende Schneeflocken tanzen auf der fast durchsichtigen Wand, es schneit und wirbelt und eine gezeichnete Clara tritt auf, verschmilzt fast mit Alexandra Dariescu am Konzertflügel. Wir erleben den Weihnachtsabend noch einmal und träumen mit Clara vom feschen Nussknacker-Prinzen. Der Traum erwacht buchstäblich zum Leben, als Zeichentrick-Clara mit Ballerina Imogen-Lily Ash verschmilzt. Mit ihr kämpfen und besiegen wir den Mäusekönig und reisen an der Hand des Prinzen ins Land der Zuckerfee.

Alexandra Dariescu am Flügel mit Ballerina Imogen-Lily Ash in "The Nutcracker And I". ©Nigel Norrington
Alexandra Dariescu am Flügel mit Ballerina Imogen-Lily Ash in „The Nutcracker And I“. ©Nigel Norrington

15 virtuose Sätze aus der ursprünglichen Tschaikowsky Partitur spielt Dariescu, arrangiert von Mikhail Pletnev, Stepan Esipoff, Percy Grainger und drei neue Adaptionen von Gavin Sutherland und stets ist die Musik, der Tanz und die Projektion über den 20K Lumen Beamer eine einzige Einheit. Es gibt neben dem arabischen, russischen und chinesischen und dem Tanz der Zuckerfee sogar mein über alles geliebtes Pas de Deux des 2. Aktes und Imogen tanzt dies so hingebungsvoll mit ihrem auf Leinwand gezauberten Prinzen, dass es mit Nurejev fast nicht hätte schöner sein können. 

Viel zu schnell ist die Stunde voller Magie vergangen, stehender Applaus war fast zu wenig Lohn für diese grandiose Leistung von Spiel, Tanz und Technik. Der Zauber dieses Abends hing meiner Begleitung und mir noch lange nach. Was gibt es in den Zeiten von heute schöneres, als sich einmal vom Alltag zu verabschieden und sich wieder in eine sorglosen Welt der Kindheit zu flüchten? Vielen Dank für diesen besonderen #Theatermoment und großen Dank an das gesamte Team des Teo Otto Theaters für Service und Sicherheit.

Die Hoffmann: „Wenn sie Königin von Deutschland wär…“

Angela I. , Stück von Katja Hensel wurde im Teo Otto Theater in Remscheid gespielt und mit viel Applaus belohnt.

Fast hätte man sich gewünscht, im Literatur-, Deutsch- oder Englischunterricht doch besser aufgepasst zu haben, so schnell wechselten die Erzählebenen des Stückes, die die Bremer Shakespeare Company grandios meisterten. Shakespeare, der Name war hier Programm, ob in Sprache, Reimform, Macbeth oder König Lear und alles garniert mit getragener Wagner-Musik, wir trafen sie alle wieder.

Demokratie! Ist! Kein! Brieffreund!

Hensels Stück ist zweieinhalb Jahre alt und so aktuell wie nie. Kanzlerin Merkel tritt ab, nach 16 Jahren. Und keiner hatte sie mehr gesehen, die neue Regierung noch nicht gebildet, so schippert der Regierungskahn führungslos im Gewässer. Das Bühnenbild, eine Wand aus Mosaikstücken stellt alles dar: bespielbare Requisite, Merkels Rückzugsort (der Fundus des Bundestages), die Gesellschaft, bröckelnde Macht.

Merkel (Silke Buchholz) untergetaucht beim Archivar des Fundus (Peter Lüchinger), doch der Chauffeur der Kanzlerin (Markus Seuss) und seine Angebetete, Angelas Stylistin (Petra-Janina Schultz), machen sich Sorgen um Deutschlands Zukunft. „Das ganze Land (…) braucht Führung. Und Merkel haut einfach ab, als wär’s ein Abiball…“ Der Chauffeur ist verliebt in die Stylistin, macht ihr den Hof, will sie heiraten, warum also nicht in Sonnett-Form, das hebt nicht nur den Jambus, sondern auch die Stimmung. Denn es ist etwas faul im Staate, nicht Dänemark, aber Deutschland, inkognito sucht Angela Merkel den Bundestag auf und so wie das Bühnenmosaik zu bröckeln beginnt, so sieht sie ihre Regierungsarbeit auch bald in Scherben liegen. „Ich habe die Demokratie geliebt, verehrt und bewundert damals. Wie einen Brieffreund von drüben! Und dann haben wir uns getroffen. Und dann war es ernüchternd, zäh, aber nie hätte ich die Demokratie fallen gelassen! Nie! Mir sind die Ostdeutschen so fremd, die dieses System nicht wollen, mir sind die Westdeutschen noch fremder, die es nicht verteidigen! Demokratie! Ist! Kein! Brieffreund!“

„Man muss nur genug reden, dann passt irgendwann alles“

Und dann gibt es noch die „Neuen“, die das Erbe antreten wollen. Große Fußstapfen sind das, und große Schuhe. Symbolisch hier, dass ein Politiker sich nach dem Fußballspiel die zu kleinen Socken eines Kindes anzieht. Komischerweise passen sie später. („Man muss nur genug reden, dann passt irgendwann alles“).

Die Kinder (auch gespielt von den sechs Erwachsenen) machen es in ihrem Erlebnis über den Schwimmbadbesuch deutlich: Das Mädchen, das 100 Jahre auf dem Dreimeterbrett stand und angefeuert wurde und nicht sprang. Erst als alle keine Lust mehr hatten, da sprang sie, aber da war das Wasser verdunstet. „Sie war sowieso total langweilig“

16 Jahre und das Land ist im Chaos, die Mauer zerbrochen, die Politik machtlos vor dem Aufstand der Bürger, angegriffen, nicht nur mit Worten. Die vorgetragenen Original Tweets, Posts und Mails sind nur schwer zu ertragen, man ist schier ohnmächtig von so viel Hass. Da kann man den Politiker schon fast verstehen, der wie der geblendete Gloucester aus König Lear sich die Klippen von Dover herabstürzen will (überragend Michael Meyer).

Das letzte Abendmahl

Und Merkel? Die bereitet das letzte Abendmahl vor, deckt die Tafel und verteilt die Tischkärtchen, um mal die Lieblingsfeinde aufeinander loszulassen. Jedoch hört sie nicht, oder will es nicht, die mahnenden Worte der Macbeth-Hexen in Gestalt von Loki Schmidt, Hannelore Kohl und Doris Schröder-Köpf, die beim Skat kloppen unisono tönen „Du bist unser Verderben. ANGELA!“ Und da es nichts wurde mit der Demokratie und selbst der Adler den Bundestagshorst verlassen hat, bleibt wohl nur die Monarchie. Ich bin an dieser Stelle froh, dass wir die allzu große Nähe zur Realität verlassen und es märchenhaft wird im Shakespeare-Universum. Das Stück lag uns wie ein großes Puzzle zu Füßen und jedes Teil hat sich eingefügt, bis es wie die Bühnenbildwand stand. Für mich war es ein unvergleichlicher Abend und ich danke der Bremer Shakespeare Company von Herzen für ihr wunderbares Spiel.

012: Der Kulturprofi – Sven Graf

Sven Graf, der künstlerische Leiter vom Teo Otto Theater, ist Gast in Steph Hoffmanns Podcast Kultur untereinander. Persönliche Geheimnisse und Anekdoten aus seiner frühesten Kindheit gibt er nicht preis, aber er erzählt begeisternd aus seinem beruflichen Leben und erklärt was ihn dabei antreibt und warum er den pädagogischen Zeigefinger gar nicht erst zulässt. Sein Ziel: Alle Menschen sind eingeladen und sollen sich willkommen fühlen. 

Die Kasse vom Teo Otto Theater öffnet wieder, und da Abba glücklich macht, werden viele Menschen an die Kasse strömen. Außerdem ist Glücklichmachen zum aktuellen Zeitpunkt ja auch einfach ein positives Zeichen. Dazu beitragen soll auch „Teos Theater Card“, die man für einmalig 15 Euro an der Kasse erhält und ab dann 25% für bis zwei Tickets sparen kann, auf die allermeisten Vorstellungen. Was an der Theaterkasse auch glücklich machen kann: Devotionalien wie der tollen Schirm und Kühlschrankmagnete vom Theater. Und wer trotzdem noch Ideen braucht, was man so im Theater genießen sollte: Im Almanach gibt es seit der letzten Spielzeit Spoilerzeilen, die verraten worum es geht.

Theater ist für alle Menschen

„Junges Theater, nee, da muss ich ja nicht hin“, hörte Graf nämlich oft von älteren Stammzuschauenden. Es waren nämlich viele großartige Produktionen im Almanach unter „Junges Theater“ und wurden dann einfach pauschal überblättert. Daher wurden die Genres nun auch etwas verändert. Junges Theater heißt in Remscheids Guter Stube einfach „Theater für jedes Alter, bei denen die Stücke nicht uralt und klassisch sind.“

Graf fährt auch gerne selbst herum, um neue Produktionen anzuschauen und achtet dabei auch auf die Dinge, auf die Teo Otto geachtet hätte. Persönlicher Geschmack spielt dabei keine zu große Rolle, er achtet da eher auf das richtige Handwerkszeug. Und da er nun seine erste richtige eigene Spielzeit im Teo Otto Theater vorbereitet, ist er aufgeregter als sonst. Aber es gibt auch Formate, die es ohne Corona nicht gegeben hätte, diese finden sich im Youtube-Kanal vom Teo Otto Theater. Da heißt es etwa Sehbuch statt Hörbuch und auch ein australischer Tanzfilm wurde dort sehr erfolgreich gezeigt.

Probiert mal in verschiedenen Welten zu leben

„Lasst uns doch mal probieren in verschiedenen Welten zu leben. Geht ins Theater und lernt verschiedene Welten kennen.“ Propagiert Graf, und Steph Hoffmann, Dauergästin im Theater, stimmt deutlich zu. Sie möchte Schwellenängste um das Theater abbauen. Darum versucht Graf eine möglichst große Bandbreite abdecken, um vielen Menschen Freude zu bereiten. Es ist schon eine positive Werbung für Theaterbesuche, nicht nur in Remscheid, es gibt überall Theater zu erleben und neue Welten zu entdecken. Wie etwa die Welt nach dem GAU in „Die Kinder“. Es kommt bereits im Oktober und ist mit Marion Kracht, Mathieu Carrière und Marion Martienzen prominent besetzt. Der Super-Gau führt durch die gedankliche Verbindung zu den Darstellenden zu Selbstreflexion. Große Empfehlung.

Fazit: Berlin ist auf Sand gebaut. Man darf mit dem Teo Otto Theater auch ein Stück Selbstbewusstsein besitzen. Wir müssen uns nicht verstecken, auch ohne eigenes Ensemble. Und dann bleibt noch das herzliche Lachen im Ohr, als Sven Graf erzählt, wie er Sven Ratzke mit seiner Bowie Show zum ersten Mal sah. Köstlich.

011: Der Kulturdezernent – Sven Wiertz dreams of England

Er ist kulturaffin und gerne Gast im Teo Otto Theater und erinnert sich gerne an das opulente Bühnenbild vom Raub der Sabinerinnen, das die Zuschauenden sofort ins Geschehen holte. Gerne würde er nicht nur  Kim Fisher, sondern auch die Geschwister Pfister herzlichst gerne mal in Remscheids Gute Stibe holen. Sven Wiertz, Remscheids Kämmerer und Kulturdezernent ist bereits seit seiner Studentenzeit Fan von Ufa-Filmen und erfand quasi mit seinem Wuppertaler Professor das Binge-Watching.

Sven Wiertz ist seit seiner Jugend England-Fan, und diese innere Freundschaft findet sich auch in seinen kulturellen Leidenschaft wieder. Von The Crown über Ian Richardson schafft er es im Podcast den Bogen bis hin nach Ashington, Remscheids englischer Partnerstadt, zu spannen, nicht ohne sich mit Steph Hoffmann über die Freuden englischer Dialekte auszutauschen. Eindeutige Empfehlung: Mit BnB (Bed and Breakfast) bei Privat lässt sich England am besten kennenlernen. Bietet sich auch an, da der BFBS-Empfang schon bei Hagen abbricht. Ein eindringlicher Appell an Sven Wolf unterstreicht die Liebe von Steph Hoffmann und Sven Wiertz zu England, und es hat nichts mit Downton Abbey zu tun. Frankreich war auch kurz Thema: „Je regrette!“ Doch es passt auch zur englischen Fanbeteiligung an der Fußball-EM.

Was Maulwürfe und Weißwein in Kaffeetassen mit Zoom-Konferenzen und dem Städtetag oder Fraktionssitzungen zu tun haben, wieso das große Schachbrett fehlt und wieso man manche Plätze einfach mal zurückerobern muss, erfährt man in der neuesten Ausgabe von vom Podcast „Kultur untereinander“, währenddessen schauen Steph Hoffmann und Sven Wiertz die letzte TKKG-Verfilmung und essen englische Scones, zu Vita-Cola, gegen die Migräne – oder was mit der Reichswasserleiche.

010: Abgefahren – Die Jubiläumsfolge mit Tobias Dehler

Der Remscheider Kreativkopf Tobias Dehler ist Gast der abgefahrenen Jubiläumsfolge von Steph Hoffmanns Kulturpodcast.

Abgefahren beschreibt in dieser besonderen zehnten Ausgabe nicht nur den Inhalt des Podcasts, auch nicht allein die beiden Protagonist*innen, sondern auch Teile eines mobilen Studios der Remscheider Stadtwerke, das dankenswerter Weise für Teile der Aufnahme genutzt werden durfte.

Wenn zwei kreative Menschen das Leben der Stadt nicht nur durchreisen und begleiten, sondern immer auch gestalten möchten, entsteht eine Podcastfolge, die sich nicht beschreiben lässt. Man muss sie einfach erleben und ein Stück weit durchleben, wenn humanoide Roboter die Fortbewegung der Zukunft einleiten, die Remscheider Lokalpolitik, oder einzelne Teilnehmende daraus, angegangen werden und warum Gin Tonic nach Corona eine fabelhafte Idee ist, die besser und besser wird – und lustiger. Gute Unterhaltung.

Warnung: Aus Sicherheitsgründen sollten Sie diese Folge von Kultur untereinander nicht hören, wenn Sie ein Mensch sind und gerade ein Fahrzeug führen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

009: Rockt Remscheid maximal süß weiter?

Der Remscheider Gastronom und Kulturschaffende Maximilian Süss war zu Gast bei Steph Hoffmann.

Endlich lassen die Inzidenzwerte einen Neustart in der Gastronomie und in der Kultur zu. Max Süss zog die Leichentücher wieder von Tischen und Stühlen und widmet sich als Wirt künftig wieder seinen Hauptaufgaben: Also Personalplaner, Psychologe, etc. Die neue Absauganlage im Löf ermöglicht Veranstaltungen mit Publikum, das bei Max‘ Streams während des Lockdown doch sehr gefehlt hat. Max erzählt, dass er im Rack’n’Roll gerne mit seinen Bällen spielt und auch schon mal den Spagat zwischen „Schwiegertochter gesucht“ und „Fußball“ schafft. Aber eine brennende Frage bleibt offen: Wie geht es mit Remscheid rockt weiter?

008: Der kleine Markus aus der Röntgenstraße

Markus Heip macht diese Ausgabe von Steph Hoffmanns Podcast „Kultur untereinander“ zu einer Art Bildungsausgabe. Hier erfährt man etwa, dass Schneewittchen sich nie die Nase putzen, aber Michael Jackson sich in den Schritt greifen muss. Das war aber noch bevor der King of Pop laut piepte: „Who did this sound? Who did this sound?“ und Jacko den Heip vom Fleck weg als Soundmeister buchte. Oder auch, dass er mit seiner BMW-Puppe jeden morgen noch vor 9 Uhr über die Belange unserer Stadt philosophiert.

„Junge, Du bist ein Pferd!“, sagte seine Mutter immer, „wenn Du in nen Raum kommst, ist der Raum voll.“ Und darum kann der Markus Heip auch wunderbar improvisieren und ist teilweise sehr kreativ und spontan, besonders da keine Märchen zu Ostern bekannt sind. Für ihn ist die Bühne ein sicherer Ort – ganz im Gegensatz zur ersten Reihe fürs Publikum.

Auf Steph Hoffmanns Fragen „Wieviele Puppen schaffste? Mit wievielen Puppen machste es gleichzeitig?“ antwortete er hingegen ausweichend. Dafür weiß man nun, dass Bier als isotonisches Ausgleichsgetränk nach einer krassen Performance gilt, besonders nach einem vergessenen Bluetooth-Lautsprecher. Und Sie wollen wissen was ein 45-minütiger Toilettengang mit Playback zu tun hat? In dieser neuen Ausgabe erfahren Sie das alles und noch viel mehr. Gute Unterhaltung.

007: Die divatöse Annette Konrad

Die divatöse Annette Konrad, auch bekannt als „Die blonde Carmen“, die glamouröse Chansoneuse aus Wuppertal, war zu Gast bei Steph Hoffmann.

Die blonde Carmen von der Staatsoper in Wermelskirchen lebt die 20er und 30er Jahre und sammelt auch diverse Schellack-Schätzchen und andere Preziosen aus dieser Zeit. Das Intonieren großer Hits von damals ist mit der politischen Korrektheit aus der heutigen Zeit teilweise schwierig zu vereinen.

Die Serie Babylon Berlin ist ein wiederkehrendes Thema im Gespräch der beiden Damen, wenn sie auch zu manchem Musikstück konträre Standpunkte beziehen. Nicht aufgefallen ist Steph Hoffmann dort das ungarische Selbstmörderlied, über das Annette Konrad die Zuhörenden aufklärt.

Kultur ist systemrelevant, da sind sich die beiden Diven aus dem Bergischen Land sehr einig. Wer Kultur lebt und liebt, kommt derzeit zu kurz. Und nach dem Lockdown werden sich die beiden bergischen Grazien zum ersten großen Programm von Annette Konrad wiedersehen.