Fairtrade: Podiumsdiskussion mit Landtagskandidaten

Am 15. Mai wird in Nordrhein-Westfalen ein neuer Landtag gewählt und damit Politiker*innen, die in dieser Zeit von globalen Krisen unsere Zukunft gestalten können. Das Bergische Forum für globale Verantwortung und Eine Welt wollte deswegen von den Kandidat*innen erfahren, wie sie ihrer Verantwortung nachkommen werden.

Das in Solingen beheimatete „Forum Globale Verantwortung und Eine Welt“ hatte für den Abend des 6. Mai zu einer Podiumsdiskussion mit Landtagskandidaten des Wahlkreises Wuppertal II zum Thema Nachhaltigkeit und fairer Handel eingeladen. Im CVJM-Haus an der Lüttringhauser Gertenbachstraße fanden sich Josef Neumann (SPD) sowie die Grüne Eva Miriam Fuchs und der Kandidat der Linken Kai Merkel ein. Die CDU sah sich außer Stande, diesen Termin wahrzunehmen, und auch die FDP-Kandidatin Alexandra Trachte hatte sehr kurzfristig abgesagt. Dazu Josef Neumann: „Es kann nicht sein, dass sich zwei demokratische Parteien der Diskussion über Nachhaltigkeit und fairen Handel immer wieder entziehen.“ 25 Interessierte verfolgten die zweistündige Diskussion und beteiligten sich mit Zwischenfragen an der Runde.

SPD Landtagsabgeordneter Josef Neumann und RGA-Redakteur Sven Schlickowey. Foto: Peter Klohs
SPD Landtagsabgeordneter Josef Neumann und RGA-Redakteur Sven Schlickowey. Foto: Peter Klohs

Wenig überraschend waren sich die drei Diskussionsteilnehmer im Großen und Ganzen in den beiden Gesprächsblöcken zu den Themen „Internationale Zusammenarbeit“ und „Fairer Handel“ einig. Dass es keine langweilige Veranstaltung wurde lag auch an der lebhaften und engagierten Moderation von RGA-Redakteur Sven Schlickowey.

„Zeigt die aktuelle Krise nicht, dass wir ein viel radikaleres Lieferkettengesetz bräuchten?“

Frage aus dem Publikum

Unterschiedliche Positionen wurden zum Lieferkettengesetz deutlich. Neumann sowie Fuchs betonten, sie seinen froh, dass es überhaupt ein solches gebe, während Merkel die Meinung vertrat, das Lieferkettengesetz verdiene diesen Namen nicht. „Das ist ein zahnloses Gebilde.“ Eva Miriam Fuchs zitierte dazu Robert Habeck: „Wir müssen und wir werden besser werden.“ Dazu ergab sich eine interessante Frage aus dem Publikum: „Zeigt die aktuelle Krise nicht, dass wir ein viel radikaleres Lieferkettengesetz bräuchten?“ Josef Neumann drückte seine Sorge aus, dass die Globalität angesichts der weltweiten Krisen zumindest kurzfristig verloren gehen könne. „Wobei“, fügte er hinzu, „der faire Handel unbestritten eine globale Angelegenheit ist.“ „Immer billiger produzieren ist auf jeden Fall nicht die Lösung“, fand Kai Merkel, der hinzufügte, dass die Lieferketten in Teilen auch noch nicht nachhaltig seien.

Kai Merkel, Landtagskandidat für Die Linke. Foto: Peter Klohs
Kai Merkel, Landtagskandidat für Die Linke. Foto: Peter Klohs

Etwas ausführlicher wurde über die aktuellen Probleme in der Weltwirtschaft gesprochen. „Die Probleme stammen nicht alleine von der Coronakrise oder des Krieges in der Ukraine. Die Preiserhöhungen sind von China gewollt. Da werden auch mal zwei Millionen Chips einfach mal eine Woche irgendwo stehen gelassen“, war Neumann überzeugt. Eva Miriam Fuchs brachte es auf den Punkt: „Die Welt wird – wenn überhaupt – von Menschen gerettet werden, die sich einen fairen Einkauf leisten können.“ Das sah Kai Merkel etwas differenzierter: „Ich finde die Frage unangemessen, ob wir es uns leisten können, auf fairen Handel zu achten.“

„Ich finde die Frage unangemessen, ob wir es uns leisten können, auf fairen Handel zu achten.“

Kai Merkel, Landtagskandidat Die Linke.NRW

Ein weiteres Thema war die Bildungspolitik. „Es ist ein neues Schulfach ‚Wirtschaft‘ eingeführt worden, wusste Moderator Schlickowey und erfragte die Meinung der Diskutanten hierzu. „Ein Fach ‚politische Bildung‘ hätte mir besser gefallen“, äußerte der Vertreter der Linken. „Und da kann man auch direkt über internationale Zusammenhänge lehren.“ „Vielleicht“, ergänzte ergänzte Eva Miriam Fuchs, „brauchen wir gar kein neues Schulfach, sondern neue Inhalte.“ Dazu ergäbe sich die spannende Frage, wie man eine Schule für Neues öffnen könne, fügte Neumann hinzu.

Landtagskandidatin für die Grünen: Eva Miriam Fuchs. Foto: Peter Klohs
Landtagskandidatin für die Grünen: Eva Miriam Fuchs. Foto: Peter Klohs

Zusammenfassend erklärte der SPD-Vertreter, dass es zu all diesen Themen keine einfachen Lösungen gebe. „Und wenn jemand sagt, er habe eine gefunden: Glaubt ihm Nicht.“ Kai Merkel beendete den diskussionsreichen Abend mit der Feststellung: „Man sieht auch immer häufiger fair gehandelten Kaffee bei den Discountern. Wir sind auf einem guten Weg.“

Volksbühne: Ein Dorf entsteht

Coronabedingt konnte die Lüttringhauser Volksbühne zwei Spielzeiten lang nicht auftreten. Nun stehen die Kulissen wieder auf der Heimatbühne in Lüttringhausen.

Richtig still wurde es um die Lüttringhauser Volksbühne nie, auch nicht während der Pandemie, die den Remscheider Verein für mundartliches Theater in den vergangenen beiden Jahren ausgebremst hatte. Dafür gesorgt hatte Christian Wüster, der Vereinsvorsitzende. Statt die Hände oder die Schreibfeder in den Schoß zu legen, bemühte sich Wüster um Fördermittel, um die in die Jahre gekommenen Bänke des Freispielgeländes renovieren zu lassen. Beim Remscheider Kulturdezernenten Sven Wiertz rannte Wüster offene Türen ein. Rechtzeitig zur neuen Saison erstrahlen neue Bänke in sattem bergischem Grün.

Alle Bänke auf dem Freispielgelände Lüttringhausen sind ganz neu. Foto: Sascha von Gerishem
Alle Bänke auf dem Freispielgelände Lüttringhausen sind ganz neu. Foto: Sascha von Gerishem

Mit Jusos und Arbeit Remscheid

Traditionell Anfang Mai verwandelt sich die Heimatbühne Lüttringhausen von einem Parkplatz in ein Freilufttheater. Vierzehn Menschen und zwei Lastwagen sind dafür notwendig. In den Vorjahren wurde die Volksbühne dabei von Freigängern der JVA Lüttringhausen unterstützt, in diesem Jahr war das coronabedingt nicht möglich. „Die JVA Remscheid-Lüttringhausen sorgt sich, dass die Leute, die hier helfen würden, sich mit Corona infizieren und das Virus mit ins Gefängnis tragen“, klärt Christian Wüster auf.

Warten auf ein Stück vom G-Haus. Foto: Sascha von Gerishem
Warten auf ein Stück vom G-Haus. Foto: Sascha von Gerishem

Es mussten neue Unterstützende gefunden werden, die tatkräftig mit anfassen. „Ich hatte gedacht Arbeit Remscheid hat immer fleißige Leute, und davon sind auch drei Stück gekommen die haben sogar noch ne Pritsche mitgebracht, zum Transportieren. Und ich habe die Jusos angesprochen, weil ich da die Erfahrung tatsächlich gemacht hab, dass sie sehr hilfsbereit sind und auch mit anpacken, wenn es nötig ist. Und wie man sieht, hat es sehr gut funktioniert“, strahlt Theatermann Wüster.

Riesige Mengen Material müssen nicht nur bewegt, sondern auch sortiert und anschließend zusammengebaut werden. Foto: Sascha von Gerishem
Riesige Mengen Material müssen nicht nur bewegt, sondern auch sortiert und anschließend zusammengebaut werden. Foto: Sascha von Gerishem

Direkte Kontakte zwischen der Volksbühne und den Jusos gab es vorher nicht. Wüster wandte sich einfach direkt an Daniel Pilz: „Wir kannten uns von verschiedenen Kulturveranstaltungen vom Sehen und haben auch ein paar Mal miteinander gesprochen, aber so aktionsmäßig bisher noch nicht.“ Insgesamt fünf Jusos haben das Team so gleich tatkräftig unterstützt. Lange überlegen mussten die Jusos jedenfalls nicht, wie Daniel Pilz versichert: „Genau dafür sind die Jusos natürlich auch da, um in der Stadt bei solchen ehrenamtlichen Projekten mit zu unterstützen.“ So dachte wohl auch Jugendrätin und Juso-Mitglied Lara Heibeck, die das Ensemble der Volksbühne seit diesem Jahr auch schauspielerisch, zunächst mit einer kleinen Rolle, unterstützt.

Schauspielende müssen leidensfähig sein: Lara Heibeck schleppt Brett um Brett. Foto: Sascha von Gerishem
Schauspielende müssen leidensfähig sein: Lara Heibeck schleppt Brett um Brett. Foto: Sascha von Gerishem

Auf dem Heimatspielgelände werden derweil unzählige Bretter, Wände, Böden und Kisten geschleppt, frei nach dem Motto „Viele Hände – schnelles Ende“. Aufgebaut werden müssen sechs Häuser, die das Bühnenbild für das neue von Christian Wüster verfasste Stück „Sechs Richtige für Nepomuk“ darstellen. Außerdem benötigt die Technik eine eigene Hütte und drei weitere Hütten dienen der Versorgung des Theaterteams und dem späteren Publikum. Es entsteht ein Dorf im Dorf.

Dennie Leonhardt dirigiert den Reigen, Christian Wüster schleppt. Foto: Sascha von Gerishem
Dennie Leonhardt dirigiert den Reigen, Christian Wüster schleppt. Foto: Sascha von Gerishem

Gut acht bis neun Stunden werden für den groben Aufbau benötigt, den der technische Leiter, Dennie Leonhardt, mit Argusaugen überwacht: „Das ist für das G-Haus, leg das bitte da hinten in die Mitte!“ Begonnen wurde morgens schon um 8 Uhr, darum werden die fleißigen Mitarbeitenden auch ordentlich und warm verpflegt. Trotz der harten Arbeit ist die Stimmung ausgelassen und gut. Tags drauf folgen noch ein paar Restarbeiten. Und nach zwei Jahren Pause ist es nun nur noch weniger als ein Monat hin, bis die Heimatspiele endlich wieder Premiere feiern.

Nicht zuletzt Christian Wüster (Doppel-Daumen-Mann) sorgt aktiv für beste Stimmung beim Aufbau. Foto: Sascha von Gerishem
Nicht zuletzt Christian Wüster (Doppel-Daumen-Mann) sorgt aktiv für beste Stimmung beim Aufbau. Foto: Sascha von Gerishem

Spieltermine

  • 4. und 5. Juni 2022 ab 16 Uhr
  • 11 und 12. Juni 2022 ab 16 Uhr
  • Fronleichnam, 16. Juni 2022 ab 16 Uhr
  • 18. und 19. Juni 2022 ab 16 Uhr

Karten für die Freilichtbühne sind ausschließlich am Spieltag vor Ort (Ludwig-Steil-Platz, 42899 Remscheid) an der Kasse des Heimatbühnengeländes erhältlich.

Spielleiter Udo Leonhardt in einer stillen Minute erwischt. Foto: Sascha von Gerishem
Spielleiter Udo Leonhardt in einer stillen Minute erwischt. Foto: Sascha von Gerishem

Gartenvögel: Ihre Teilnahme ist gefragt

Zwei Begleitaktionen der Natur-Schule Grund zur „Stunde der Gartenvögel“.

Wollten Sie immer schon mal wissen, welche Vögel es in den Gärten des Bergischen Landes gibt? Und welche bei Ihnen im eigenen Garten?

Da bietet sich die kommende Woche an, denn dann ist von Freitag bis Sonntag (13. – 15. Mai) wieder die „Stunde der Gartenvögel“ angesagt.

Am Freitag, 13.05., um 17:30 Uhr, sowie am Samstag, 14.05.2022, um 08:00 Uhr bietet die Natur-Schule Grund jeweils zweistündige Aktionen an, bei denen die Erkennungsmerkmale und vor allem die Stimmen der Vögel beschrieben werden. Die Leitung der Veranstaltungen haben die Biologen Andrea Stratmann-Poguntke und Jörg Liesendahl. Die Teilnahme ist kostenlos, um Spenden wird gebeten.

Bitte melden Sie sich online unter info@natur-schule-grund.de an.

Jörg Liesendahl, Diplom-Biologe und Pädagogischer Leiter der Natur-Schule: „Der Vorteil ist, dass Vogelbeobachtung während der hellen Tagesstunden jederzeit und an jedem Standort möglich ist, also sowohl zu Hause beim Blick aus der eigenen Wohnstube in den Garten oder auch im Wald. Jetzt in der Brutzeit gibt es besonders viel zu sehen und zu hören.“ Leider, so der Biologe, könnten heute viele Menschen die Vogelarten in ihrem Umfeld gar nicht mehr richtig benennen.

Warum also nicht „mal gucken“, den Vögeln beim Singen zuhören und gemeinsam mit Spaß lernen?

Anleitungen für die Zählung zur „Stunde der Gartenvögel“ gibt es beim Naturschutzbund im Internet unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/index.html; die Methode kann natürlich auch außerhalb der viertägigen Aktion genutzt werden.

Die Expert:innen weisen darauf hin, dass das Naturerlebnis nicht viel braucht. Ein gutes Fernglas hilft, die Tiere näher zu beobachten, die häufig relativ scheu auf den Menschen reagieren. Da wäre es für den Anfang möglicherweise gut, sich bei geschlossenem Fenster in einem Raum aufzuhalten, damit die Vögel den sie beobachtenden Menschen nicht so leicht erkennen; das Raumlicht sollte dabei aus sein.

Besonders ertragreich sind die ersten Stunden nach Tagesanbruch und die Zeit vor der Abenddämmerung, da dann die Vögel intensiv auf Nahrungssuche sein werden.

Für weniger erfahrene Beobachtende ist sicher eine Bestimmungshilfe sinnvoll, entweder als Buch, über einschlägige Internetseiten oder aber mit einer App für das Smartphone (z.B. vom Naturschutzbund NABU, https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/natur-erleben/spiele-apps-klingeltoene/vogelwelt.html#).
Vielfältige Hinweise zu den Grundlagen der Vogelbestimmung bietet ebenfalls der NABU im Internet.

Dabei geht es vor allem darum, die wahre Zahl der Vögel zu erkennen und nicht darauf reinzufallen, wenn ein- und dieselbe Meise innerhalb einer Stunde dreißigmal hin- und hergeflogen ist. Dann ist es nämlich immer noch nur eine Meise. Die Zahlen für alle Vogelarten sollten an den NABU gemeldet werden. Wie das geht, dazu gibt es zahlreiche Informationen auf den genannten Internet-Seiten.

Reibungsloser Bahnverkehr für Remscheid unbedingt erforderlich

Sven Wolf und Udo Schiefner im Gespräch mit Burkhard Mast-Weisz: Reibungsloser Bahnverkehr für Remscheid unbedingt erforderlich

„Immer wieder hakt es bei den Verkehrsverbindungen und Einrichtungen des ÖPNV. Ob bei der Direktverbindung oder beim defekten Aufzug. Da ist uns jede Unterstützung sehr willkommen“, betont der Remscheider Landtagsabgeordnete Sven Wolf. „Daher habe ich den Vorsitzenden des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages, Udo Schiefner zu einem Gespräch nach Remscheid eingeladen, um gemeinsam mit Oberbürgermeister Mast-Weisz aktuelle Verkehrsthemen zu besprechen. Genau an einem Tag an dem es abends wieder zu heftigen Störungen auf unserer Strecke kam und Züge ausfielen. Diesmal wohl wegen einer defekten Weiche.“

„Der Aufzug ist nun zumindest zunächst einmal wieder in Betrieb, wird aber nochmals für eine weitere Reparatur ausfallen. Bei der Direktverbindung sind wir dabei, nachzuhaken, was mit den Haltepunkten Güldenwerth und Lüttringhausen passiert, die in der bisherigen Planung des VRR nicht vorgesehen sind“, so Wolf. 

„Wir haben hier in der Region bald das einzige Berufskolleg mit Bahnanschluss.“

Burkhard Mast-Weisz, Oberbürgermeister der Stadt Remscheid

Udo Schiefner hat uns Unterstützung zugesagt: „Mich erreichen als Vorsitzender des Verkehrsausschusses unzählige Anliegen aus ganz Deutschland. Es hilft da ungemein, sich vor Ort direkt ein Bild zu machen. Regelmäßig nutze ich meine Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium, um diese Problem dann an die richtigen Adressen weiterzugeben. Remscheid hat es da mit nur einer Zugverbindung echt nicht leicht. Wenn die Züge ausfallen oder unpünktlich sind, steht hier der ganze Verkehr still.“

Burkhard Mast-Weisz nutzte das Gespräch, um auch auf das bald fertige Berufskolleg hinzuweisen. „Wir haben hier in der Region bald das einzige Berufskolleg mit Bahnanschluss. Das ist eine große Kraftanstrengung gewesen und bald eine große Chance für Remscheid. Das Ganze funktioniert aber nur, wenn auch die Bahn zuverlässig fährt. Nach dem Wechsel auf den neuen Betreiber VIAS hat es etwas geruckelt. Der Geschäftsführer hat mir aber in einem Gespräch versichert: VIAS ist gekommen um zu bleiben. Weiterhin wichtig ist für die Stadt Remscheid das Thema einer Direktverbindung nach Köln. Da bleiben wir am Ball. Eine gute Anbindung an Köln als Metropole würde für die zukünftige Mobilität der Remscheiderinnen und Remscheider eine wichtige Verbesserung darstellen.“

Friedensdemo am 8. Mai: Es ist wieder 5 nach 12

Vierte Remscheider Friedensdemo am Sonntag, 8. Mai von 12.05 – 13.30 Uhr, vor dem Remscheider Rathaus.

Das Aktionsbündnis Remscheid Tolerant lädt zur nächsten Kundgebung für Frieden auf dem Remscheider Rathausplatz. Es geht nicht allein um den Krieg in der Ukraine, sondern auch um den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Die Bundesregierung agiert bezüglich des Ukraine-Krieges öffentlich eher zurückhaltend. Grund genug den fünf demokratischen Landtagskandidaten für Remscheid und Radevormwald eine Gelegenheit zu geben, um sich zu Putins völkerrechtswidrigem Überfall auf die Ukraine und zum Ende des Zweiten Weltkrieges öffentlich zu äußern.

Mit Jens Nettekoven, Sven Wolf, David Schichel, Torben Clever und Peter Lange ergreifen Menschen das Wort, die die Landes- und Stadtpolitik aktiv beeinflussen und beeinflussen können.

Podiumsdiskussion „Bildung im Mittelpunkt“

Pressemitteilung der SPD Lennep.

Immer wieder hört man, dass Krisen wie ein Brennglas wirken. Diese Erfahrung mussten wir gerade auch im Bildungsbereich während der letzten zwei Jahre Corona-Pandemie machen. Lehrermangel, langsames Internet, aber vor allem die Folgen von Lock-Down und Distanzunterricht waren und sind eine große Belastung für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für Lehrkräfte und Beschäftigte an unseren Schulen. Das Thema Bildung muss deshalb stärker in den Mittelpunkt gestellt werden.

Dafür laden die SPD Remscheid und der SPD-Ortsverein Lennep gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Sven Wolf alle Interessierten ein.

Am: Donnerstag, 5. Mai 2022

Um: 17:30 Uhr

Im:  Deutsches Röntgen-Museum, Schwelmer Str. 41, 42897 Remscheid

Jeder und jede sollte die gleiche und faire Chance haben auf einen guten Schulabschluss und eine gute Ausbildung. Unabhängig von Herkunft, Einkommen oder körperlichen Beeinträchtigungen. So sollte gerechte Bildung aussehen. Gemeinsam mit den Remscheiderinnen und Remscheidern und mit spannenden fachkompetenten Gästen wollen wir Antworten finden auf die Fragen: Wie können wir junge Menschen und Familien besser unterstützen? Was können wir tun, damit alle eine faire Chance haben? Welche Unterstützungsangebote werden gebraucht?

Wir freuen uns auf einen interessanten und spannenden Austausch mit den Remscheiderinnen und Remscheidern und unseren Diskussionsgästen.

Als Diskussionsgäste freuen wir uns Elen Albrink, Stadtschülervertretung Remscheid und Schülersprecherin der Albert Schweitzer Realschule, Jörg Bergemann, Schulleiter des Röntgen Gymnasiums in Lennep, und Jochen Ott, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion für den Bereich Schule und Bildung begrüßen zu dürfen. Eintritt frei. Anmeldung nicht erforderlich. Im Museum gilt eine Maskenpflicht.

Filmvorführung „Donbass“ – ein Land im Krieg

Aus dem aktuellen Anlass des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zeigt der SPD-Ortsverein Lüttringhausen den preisgekrönten Film „Donbass“ des ukrainischen Regisseurs Sergei Loznitsa.

Der Krieg in der Ukraine hat nicht erst im Februar 2022 begonnen – seit dem Jahr 2014 kämpfen im ostukrainischen Donbass prorussische Separatisten mit ukrainischen Regierungstruppen.

In 13 kaleidoskopartigen Episoden zeigt der 2018 gedrehte Film eine Gesellschaft im Kriegszustand. Der Film zeigt ein Land, das zwischen informellen Machtstrukturen, Korruption und Fake News zerrieben wird. Eine Gruppe Schauspieler inszeniert einen TV-Beitrag über einen fingierten feindlichen Anschlag; aus Rache für einen vermeintlichen Rufmord kippt eine Politikerin Fäkalien über den Kopf eines Chefredakteurs; ein Mann führt durch eine weitverzweigte Bunkeranlage, in dem dutzende Menschen Zuflucht vor Feuerbeschuss suchen. Beschlagnahmungen, Kontrollschikanen und Prügelstrafen sind an der Tagesordnung. Der kalte Horror von Angst, Gewalt und Hysterie erfasst mehr und mehr Bereiche des Lebens und nimmt immer groteskere Züge an …

„Donbass“ wurde 2018 in Cannes von der internationalen Presse als Meisterwerk gefeiert. Sergei Loznitsa erhielt für seine medienkritische und hochpolitische Farce den Sektions-Preis für die beste Regie.

Der Film, als Warnung gedacht, wurde in Deutschland bisher nur wenig gezeigt. Der Film „Donbass“ gibt uns jetzt den Anstoß zu überdenken, was in der Außen- und Sicherheitspolitik der vergangenen Jahre versäumt wurde. Wir müssen nicht nur den betroffenen Menschen helfen, sondern uns auch den aktuellen und künftigen politischen Herausforderungen stellen.

Der Film ist in deutscher Sprache synchronisiert und dauert 120 Minuten. Im Anschluss an den Film gibt es die Möglichkeit zur Diskussion.

Mittwoch, 11. Mai um 19 Uhr im Rathaus Lüttringhausen, Kreuzbergstr. 15, 42899 Remscheid

Der Eintritt ist frei.

Die SPD Ortsvereinsvorsitzende Gerhilt Dietrich bittet um freiwillige Spenden für die queere Nothilfe Ukraine. LSBTIQ-Menschen in der Ukraine brauchen dringend Unterstützung. Anmeldungen werden erbeten unter: ursula.wilberg@spd.de

Maikundgebung auf dem Theodor-Heuss-Platz

0

Die Kundgebungen zum 1. Mai, des internationalen Tags der Arbeit, sind auch in Remscheid traditionell. Um so unglücklicher waren in den vergangenen zwei Jahren die Gewerkschaften, die demokratischen Parteien sowie zahlreiche Vereine und Organisationen in der Stadt, dass der 1. Mai pandemiebedingt ohne große Kundgebung stattfinden musste. Das war mit dem gestrigen Tag Geschichte, denn der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte zu einer Maikundgebung auf den Theodor-Heuss-Platz direkt vor dem Remscheider Rathaus eingeladen.

Trommelten in den Mai: Apito Fiasko. Foto: Yannick Nützmann
Trommelten in den Mai: Apito Fiasko. Foto: Yannick Nützmann

Um 9 Uhr fand ein den Tag eröffnender Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche statt. Anschließend fand sich der Demonstrationszug zusammen, um von der Stadtkirche zum Platz am Rathaus zu marschieren. Angeführt wurde die Demonstration vom den Sambatrommlern Apito Fiasko, die mit ihren brasilianischen Grooves bei jeder Maikundgebung in Remscheid dabei sind.

Auf dem Theodor-Heuss-Platz war eine große Bühne aufgebaut worden, auf der ein kleineres Banner „Nein zum Krieg“ forderte. Eigentlich hätte dort das Motto „GeMAInsam Zukunft gestalten“ hängen sollen. Als auffiel, dass die Banner verwechselt wurden, war es zu spät, um dies noch zu ändern. Passend war „Nein zum Krieg“ allemal.

Die große Bühne vor dem Remscheider Rathaus, OB Burkhard Mast-Weisz am Mikrofon. Foto: Sascha von Gerishem
Die große Bühne vor dem Remscheider Rathaus, OB Burkhard Mast-Weisz am Mikrofon. Foto: Sascha von Gerishem

Zahlreiche Stände von Vereinen, politischen Gruppierungen und Gastronomen luden zu Gesprächen oder Verzehr ein: Der Stand der Linken stand in unmittelbarer Nachbarschaft zur CDU, Amnesty International war ebenso vertreten wie die Verbraucherzentrale, die Grünen, Remscheid Tolerant gemeinsam mit MUTeinander (Gemeinsam mit Respekt und Toleranz), die SPD Remscheid gemeinsam mit den Remscheider Jusos, die Tafel, der Hanfverband und zahlreiche Kulturvereine der 120 Nationen-Stadt.

Dazu eine Hüpfburg für kleinere Besucher der Veranstaltung. Das kulinarische Angebot reichte von Popcorn über internationale Spezialitäten bis zur Bratwurst. Auf der Bühne stand alles für die Free Bears bereit, eine Band, die Country, Americana und Rock and Roll spielt.

Um kurz vor 11 Uhr erreichte der Demonstrationszug den Platz. Rund 130 Menschen waren mitgegangen. Insgesamt waren etwa 250 Gäste zu den Maireden anwesend. Fahnen und Banner forderten „Schluss mit Mini-Lohn“ oder „Gute Arbeit, guter Lohn“. Auch dabei: Die alevitische Gemeinschaft Remscheid.

In seinem Grußwort freute sich Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz nach zwei Jahren wieder auf einer Maikundgebung sprechen zu können. „Endlich wieder ein 1. Mai, wie er sein soll“, rief er aus und entwarf in seiner Rede ein aktuelles Bild der Stadtgemeinschaft, die, wie er nicht ohne Stolz berichtete, stark sei. „Inzwischen sind rund 750 Menschen aus der Ukraine, zur Hauptsache Frauen und Kinder, in unserer Stadt angekommen“, betonte er. Mast-Weisz äußerte vorsichtige Kritik an der Außendarstellung des Bundeskanzlers und beschwor die Zuhörenden, am 15. Mai zur Landtagswahl zu gehen. „Ich bitte euch nur: Wählt eine demokratische Partei.“

Anschließend wies Peter Lange, Vorsitzender des Stadtverbands des DGB, auf die vielfältigen Probleme in der Gesellschaft hin und zeigte auf, dass die Gewerkschaften ihren Teil zur Lösung derselben leisten würden. „Wir brauchen jüngere Gesichter in den Gewerkschaften“, äußerte Lange, der Landtagskandidat für die Partei Die Linke ist.

Jung-Sozialdemokrat Daniel Pilz stimmte in seiner beeindruckenden Rede zu. Pilz hat als Vorsitzender der Jusos in Remscheid entschieden politisches Profil gewonnen und präsentierte sich als Hoffnung für die Zukunft.

Hauptredner der Veranstaltung war Dr. Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, der in seinen ersten Worten feststellte: „Die Welt der Zukunft braucht Gewerkschaften.“ In seinem gut fünfzehnminütigen Beitrag ging er auch auf den Krieg in der Ukraine ein. „Unser Gegner ist nicht das russische Volk“, betonte Urban, „und nicht die russische Kultur. Unser Gegner ist die korrupte russische Politik-Elite.“ Er erklärte, dass man solidarisch mit der russischen Friedensinitiative sei. Aber auch die anstehenden Lohnverhandlungen wurden thematisiert. „20 Prozent der Kolleginnen und Kollegen arbeiten im Mindestlohn“, führte Urban aus. „Und gleichzeitig gehen die Gewinne der DAX-Unternehmen durch die Decke. Irgendwann wird es unanständig, und irgendwann hört es dann auf, dass sich ein Staat, der so etwas duldet, Sozialstaat nennen darf. Also: In den anstehenden Lohnrunden muss deutlich etwas herauskommen. Und dafür werden wir kämpfen.“

In seiner Rede ging Dr. Urban auf den Rüstungsetat Deutschlands ein, der im Jahr 2022 bei über 50 Milliarden Euro liegt. „Wir brauchen keine neue Rüstungsspirale“, verkündete Urban, „wir brauchen eine neue europäische Sicherheitsordnung.“

Er schloss seine Mairede mit der Aussage, dass die Entlastungspakete wegen der stark angestiegenen Preise im Prinzip eine gute Sache wären, sie aber falsch angewendet würden. „Die Reichen partizipieren mehr davon als die Bedürftigen. Solidarität sieht anders aus.“

Bis knapp 16 Uhr gab es ein reichhaltiges kulturelles Angebot auf dem Rathausplatz.

Daniel Pilz, Rede zum 1. Mai 2022 in Remscheid

Daniel Pilz, Vertreter der Jugend im DGB-Vorstand/ 1. Mai 2022 – DGB Remscheid „GeMAInsam Zukunft gestalten“

Gemeinsam Zukunft gestalten

Mein Name ist Daniel Pilz und ich darf seit Ende letzten Jahres als Vertreter für die Jugend im DGB-Vorstand in Remscheid aktiv sein. Ich bin froh und dankbar, dass wir uns als Team im Vorstand das Thema Nachwuchs, das Gewinnen junger Menschen ganz groß auf die Fahne geschrieben haben.

Gewerkschaften bilden nach wie vor eine der wichtigsten sozialen Säulen unserer Gesellschaft, indem sie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zur Seite stehen und über die Gemeinschaft faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen gestalten.

Eins muss uns allen klar sein: Eine gute soziale Zukunft entsteht nicht einfach so, Fortschritt muss man sich erkämpfen und eine gute Zukunft muss man sich erstreiten. Gewerkschaften sind also keine verstaubten Zusammenschlüsse von gestern, die in die Mottenkiste der Geschichte gehören, wie man uns oft erzählen möchte.

Im Gegenteil, sie gestalten die soziale und solidarische Welt von morgen und wir alle können eben diese Zukunft mitgestalten und aktiv Teil davon sein. Genau das wollen wir jetzt den jungen Menschen in unserer Stadt näher bringen.

Wie wollen wir das also angehen? Wie kann man es überhaupt schaffen, die junge Generation mit einzubeziehen? Diese und noch viele weitere Fragen haben wir uns im Stadtverband gestellt und ein Konzept entwickelt, das genau da ansetzt, wo der Grundstein für eine solide Berufswahl bereits gesetzt wird. In den Schulen!

Insbesondere die Oberstufen wollen wir da in den Blick nehmen. Das 10. Schuljahr, da wo sich entscheidet, mache ich eine Ausbildung oder mache ich Abitur? Wir wollen unser breites Netzwerk nutzen und den Schulen anbieten vorbeizukommen und mit Schülerinnen und Schülern über Gewerkschaften zu sprechen.

 Das bereits in den Schulen zu tun halten wir für wichtig und richtig, denn das Thema Gewerkschaften, Betriebsverfassungsgesetz oder die Geschichte der Arbeiterbewegung kommen in den Schulen so gut wie nicht mehr vor. Zum Beispiel auch ich ganz persönlich habe in meiner gesamten Schullaufbahn, egal ob das Fach jetzt Politik oder Sozialwissenschaften hieß, nie überdie Entstehung und Funktionen von Gewerkschaften gesprochen. Im Austausch mit vielen Schülerinnen und Schüler von unterschiedlichsten Schulen wurde mir das auch bestätigt, sogar von Schülerinnen und Schülern von den Berufsschulen in unserer Stadt.

Es ist Zeit diese Lücke zu füllen. Wir wollen  den Schulen ab dem nächsten Schuljahr 2022/23 das Angebot unterbreiten, dass wir dort in ca.  90 Minuten etwas über Gewerkschaften, deren Geschichte, das Betriebsverfassungsgesetz, Betriebsräte, Tarifverträge, Jugendvertretungen und die damit verbunden Rechte der Beschäftigten erzählen.

Deshalb haben wir es uns jetzt zur Aufgabe gemacht ab sofort zur Verfügung zu stehen, in die Schulen zu gehen und aufzuklären, um damit mehr junge Menschen in Remscheid für gemeinschaftliche Gewerkschaftsarbeit zu begeistern.

Mit Blick auf unser Schulprojekt bleibt zu sagen, dass ich mir sehr wünsche, dass wir zumindest in Remscheid dafür sorgen können, dass auch für meine Generation wieder gewisse Grundsätze gelten.

Jede Arbeitsleistung muss sich lohnen, jeder Beruf verdient Respekt.

 Erst dann, wenn der Gedanke der Solidarität und des Respekts wieder flächendeckend bei allen Menschen in unserer Gesellschaft  angekommen ist, dürfen wir zufrieden sein!

 Respekt ist dabei ein klasse Stichwort, wenn ich das höre denke ich immer an die Gegenüberstellung vom Studium auf der einen  und Ausbildung auf der anderen Seite. Ausbildung an sich und auch die Azubis selbst gehen gesellschaftlich oft unter. Verbesserungen kommen politisch gar nicht vor und deshalb fordere ich von der Politik, dass endlich dafür gesorgt wird, dass Studium und Ausbildung endlich gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Das fängt tief in der Gesellschaft an, mit Respekt und Wertschätzung gegenüber jeder Arbeitsleistung und geht dann über ganz praktische Dinge wie vergünstigten Zugang zu ÖPNV Tickets, mehr Azubi-Wohnheime , eine Ausbildungsgarantie, oder einem kostenfreien Meister.

Alles Vorteile, die bei Studierenden schon längst erreicht wurden. Wir müssen damit beginnen umzudenken und die Ausbildung zu stärken, indem wir sie in den Mittelpunkt politischer und gesellschaftlicher Debatten schieben, dann kommt auch die dringend notwendige Wertschätzung von ganz alleine.

Mit unserer geplanten Unterrichtseinheit über die Welt der betrieblichen Mitbestimmung, der Tarifverträge usw. hoffen wir eben auch mehr junge Menschen für Ausbildungsberufe gewinnen zu können, und somit auch dem unter anderem von der Wirtschaft beklagten Fachkräftemangel, entgegenwirken zu können. Und damit einen wichtigen Beitrag zur Sicherung unseres Wirtschaftsstandortes zu leisten.

Uns ist klar, dass unsere Schulinitiative  nur ein erster Schritt sein kann, um jungen Menschen klar zu machen, wie wichtig Gewerkschaftsarbeit jetzt und in den kommenden Jahren sein wird. Wie wichtig Respekt und Solidarität in unserer heutigen Gesellschaft sind und das Zukunft nur mit starken Gewerkschaften zu machen ist. Trotzdem stellen wir uns jetzt dieser Herausforderung und starten gemeinsam in dieses neue Projekt. Es ist Zeit zu zeigen, dass wir gemeinsam zusammenstehen für eine bessere Zukunft, für bessere Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne. Und genau deshalb freut es mich sehr, dass wir hier nach 2 Jahren Coronapause wieder zusammenkommen und ein gemeinsames lautes Signal in die Stadtgesellschaft hinein senden. Ich freue mich auf den Tag. Glück auf Remscheid!

Burkhard Mast-Weisz, Rede zum 1. Mai 2022 in Remscheid

Burkhard Mast-Weisz, Oberbürgermeister der Stadt Remscheid/ 1. Mai 2022 – DGB Remscheid „GeMAInsam Zukunft gestalten“

Gemeinsam Zukunft gestalten

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich sehr, dass wir in diesem Jahr endlich wieder anlässlich des 1. Mai uns hier zur Kundgebung auf dem Theodor-Heuss-Platz treffen können. Zwei Jahre hat die Corona-Pandemie dies nicht ermöglicht. Zwei Jahre, die für die ganze Stadtgesellschaft eine große Herausforderung waren.

Der Unterricht unserer Kinder fand häufig nur digital statt. Viele Soloselbständige haben ihre Existenzgrundlage verloren. In der Gastronomie und im Einzelhandel haben Lockdown und Beschränkungen tiefe Spuren hinterlassen. In vielen Unternehmen musste Kurzarbeit angeordnet werden. Auf der anderen Seite waren viele Beschäftigte, so z.B. im Krankenhaus, in der Altenpflege, im Gesundheitswesen oder in den Kindertagesstätten besonders gefordert. Unser aller Dank gilt all denjenigen, die hier durchgehalten haben und unterschwierigsten Bedingungen die Versorgung und Betreuung sichergestellt haben.

Wie stark unsere Stadtgesellschaft ist, durften wir auch nach der Flutkatastrophe vom 14. Juli letzten Jahres erleben. Das Unwetterereignis hat vielen Menschen am Morsbach und an anderen Stellen in unserer Stadt ihr Hab und Gut geraubt. Häuser und Firmen standen unter Wasser, Existenzen wurden zerstört. Viele Menschen haben sofort mit angepackt. Beschäftigte in den betroffenen Unternehmen haben Tag und Nacht angepackt, um die Produktion wieder zu ermöglichen, viele haben durch Spenden und konkrete Hilfe vor Ort gezeigt, dass Solidarität in unserer Stadt kein Fremdwort ist. Das war und ist ein starkes Zeichen des Miteinanders.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Seit neun Wochen tobt der schreckliche Krieg in der Ukraine. Mittlerweile sind über 700 Geflüchtete bei uns in Remscheid. Es sind zumeist Frauen und Kinder, die ihre Partner und Väter haben zurücklassen müssen, weil diese kämpfen müssen. Ob sie einander wiedersehen werden, ist nicht sicher. Umso wichtiger ist es, dass wir alles dafür tun, um ihnen Sicherheit und Schutz zu bieten. Auch hier helfen wieder viele mit, sorgen für Unterbringung und Verpflegung, bieten Unterstützung an, laden ein. Auch hier zeigt sich die Bereitschaft vieler, nicht nur auf sich zu schauen, sondern gemeinsam Gegenwart für die betroffenen zu gestalten.

Dieser Krieg hinterlässt auch bei uns tiefe Spuren. Es ist nicht nur die Sorge, ob er irgendwann nicht mehr einzudämmen ist und zu einem Flächenbrand wird. Das wäre der Super Gau. Dann, liebe Kolleginnen und Kollegen, wäre unser Kontinent, dann wäre unser Planet nicht mehr lebenswert.

Die Sorge davor, dass der Krieg weitere Auswirkungen auf unser Leben hat, wird nicht geringer. Manche Lebensmittelregale sind leergekauft, die Sorge vor Lieferengpässen bei Öl und Gas beschäftigt viele. Auch ich mache mir Sorgen, welche Auswirkungen fehlende Energielieferungen bei uns und in unseren Unternehmen hätten. Viele der Arbeitsplätze bei uns sind im starken Maße energieabhängig. Müssen wir mit Kurzarbeit, mit Produktionsausfällen rechnen, stehen dann wieder Arbeitsplätze in Gefahr? Wir müssen schmerzhaft lernen, dass wir in einer globalen Welt leben und von dieser globalen Welt abhängig sind. Mikrochips aus Japan, Sonnenblumenöl aus der Ukraine, Öl und Gas aus Russland, viele Dinge des täglichen Lebens aus China: wenn die Welt hustet, merken wir es hier. Daher bedeutet dies im Umkehrschluss, dass wir uns nicht abschotten können, nicht nur auf unser lokales Glück schauen dürfen. In einer globalen Welt müssen wir Mitverantwortung tragen für viele Dinge, die weltweit passieren. Der herbeigesehnte Frieden in der Ukraine ist auch ein Frieden für uns, eine weitere Eskalation wäre auch eine Eskalation bei uns.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in zwei Wochen findet die Landtagswahl statt. Meine Bitte: gehen Sie wählen, nehmen Sie Ihr wichtiges Grundrecht wahr. Stärken Sie die Parteien, die für eine starke und wehrhafte Demokratie, für gegenseitige Toleranz und Respekt, für ein gutes Miteinander von Menschen aus über 120 Nationen und unterschiedlichsten Glauben in unserer Stadt einstehen. Unseren muslimischen Kolleginnen und Kollegen wünsche ich morgen ein paar schöne Festtage in ihren Familien zum Ende des heiligen Monats Ramadan und danke Ihnen und euch dafür, dass ihr heute gekommen seid. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft unserer Stadt, jede und jeder an seiner und ihrer Stelle. Glück auf!

Peter Lange, Rede zum 1. Mai 2022 in Remscheid

Peter Lange, Vorsitzender DGB Stadtverband Remscheid/ 1. Mai 2022 – DGB Remscheid „GeMAInsam Zukunft gestalten“

Guten Morgen liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich möchte euch im Namen des DGB Stadtverbandes Remscheid und seiner Mitgliedergewerkschaften herzlich zu unserer heutigen Maikundgebung begrüßen.   

Ganz herzlich begrüße ich unseren Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz der gleich ein Grußwort an uns richten wird, sowie unseren diesjährigen Hauptredner Dr. Hans-Jürgen Urban, seines Zeichens geschäftsführendes Mitglied des Vorstandes der IG Metall.

Als wir am 1. Mai 2019 unser Fest beendeten, ahnte noch keiner von uns was in den nächsten Jahren auf uns zukommen würde, und dass wir uns erst drei Jahre später hier wiedersehen würden.

Erst die für unsere Breiten unvorstellbare Corona Pandemie, dann die Flutkatastrophe.

Und als wenn die nicht bereits genug an schlimmen Ereignissen gewesen sei, haben wir jetzt seit dem 24 Februar auch noch einen fürchterlichen Krieg in Europa.  Es ist knüppeldick für uns gekommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen

Unser diesjähriges Mai-Motto, Gemeinsam die Zukunft gestalten, hat es vor dem Hintergrund der vielen Herausforderungen, von Klimawandel, Krieg, Flucht, Digitalisierung, Mobilitätswende, und einer gigantischen Ungleichverteilung von Vermögen und Privilegien in diesem Land wirklich in sich.

Bei all diesen Themen ist es unsere Aufgabe mitzugestalten und unsere Stimme zu erheben.

Zunächst aber ein paar Worte zum entsetzlichen Ukraine Krieg.

Der DGB verurteilt diesen völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg auf das allerschärfste.

Dieser Krieg ist ein Angriff auf die europäische Friedensordnung.

Er ist ein Angriff auf alle Menschen, die in Frieden und Freiheit unter der Achtung der Menschenrechte leben wollen.

Wir fordern die russische Regierung auf, die Angriffe sofort zu beenden.

Unsere Solidarität gehört den Opfern aller Kriege weltweit. Wir sagen nie wieder Krieg!!!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, 

Wir als DGB befürworten grundsätzlich die Sanktionen gegen Russland.

Ein Stopp der russischen Energieimporte bedarf allerdings einer sehr kritischen Prüfung, um größere soziale und ökonomische Schäden für Deutschland und Europa zur verhindern.

Worum es jetzt geht, ist die Abhängigkeit von russischer Energie schnellstmöglich deutlich zu reduzieren. Idealerweise könnten hierdurch die Maßnahmen gegen den Klimawandel beschleunigt werden.

Wir als Gewerkschaften setzen uns für eine noch stärkere Abfederung der Preisanstiege auf Energie ein, als dies bisher durch die Bundesregierung geschehen ist.

Ziel dieser Maßnahmen muss es sein gezielt, Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen zu entlasten.  Da diese besonders stark unter den steigenden Energiepreisen leiden.

Ebenfalls muss die Bundesregierung die energieintensiven Branchen mit schnellen zielgenauen Maßnahmen unterstützen um den Industriestandort langfristig zu sichern.

Hierzu noch ganz aktuell, die Tarifkommissionen der IG Metall Nordwest und Ost haben jetzt eine Forderung von 8,2% mehr Geld für die kommenden Tarifverhandlungen aufgestellt. 

Tarifstreit soziale Dienste

Von dieser Stelle aus möchte ich nochmal ganz besonders die Kolleginnen und Kollegen der Sozialen Dienste die von Komba und Verdi vertreten werden grüßen, und Ihnen unsere vollste Unterstützung in der aktuellen Tarifauseinandersetzung zusagen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ihr seid im höchsten Sinne systemrelevant ihr habt mehr verdient: Mehr Anerkennung, mehr Respekt und Wertschätzung.

Und dies muss sich vor allem in besseren Arbeitsbedingungen und höheren Einkommen ausdrücken. 

Ihr habt allen Grund diese Tarifauseinandersetzung selbstbewusst und entschlossen zu bestreiten.

Wir als DGB stehen hier solidarisch und unverrückbar an eurer Seite.

Betriebsratswahlen

In diesem Jahr zwischen Anfang März und Ende Mai finden die Betriebsratswahlen statt, wir bedanken uns bei all den Kolleginnen und Kollegen, die tatkräftig in den Wahlvorständen die Durchführung dieser Wahlen unter Teils erschwerten Corona Bedingungen organisiert haben.

Wir bedanken uns bei allen Kandidatinnen und Kandidaten, wir beglückwünschen die gewählten Kolleginnen und Kollegen und dort wo die Wahl noch bevorsteht wünschen wir ein gutes Gelingen.

Und wir haben in diesem Jahr noch die Wahlen zu den Jugend- und Auszubildenden Vertretungen kurz JAV in den Betrieben, hier möchte ich die jungen Leute bitten sich dafür zu interessieren und eventuell auch zu kandidieren.  Ja gerade das faszinierende und wichtig Instrument der betrieblichen Mitbestimmung können wir Gemeinsam ein wichtiges und entscheidendes  Stück Zukunft mitgestalten.

Bei den letzten Wahlen zum DGB Stadtverbandsvorstand haben wir mit Daniel Pilz endlich wieder die einen Vertreter der jungen Generation Vorstand des Stadtverbandes bekommen,

das Gewinnen der jungen Generation ist für uns bei der Gemeinsamen Gestaltung der Zukunft existentiell, denn es ist eure Zukunft um die es geht, ihr müsst euch einmischen.

Wir als Stadtverband werden euch in diesem Anliegen sich einzumischen mit aller Kraft unterstützen.

Nehmt uns beim Wort sprecht uns an.

Am 15 Mai sind Landtagswahlen, unsere Bitte an euch, geht wählen, es lohnt sich. Wie ich mich selbst überzeugen konnte haben wir fünf brauchbare Kandidaten, die alle guten Willens sind das Beste für unsere Region herauszuholen.  Auf Kandidatinnen müssen wir aber noch 5 Jahre warten.

Es gäbe von hier aus noch vieles zu sagen, aber unter den Vortragenden herrscht eine gewisse Arbeitsteilung, und wir wollen nicht alles mehrfach erzählen.

Glück auf!

Hans-Jürgen Urban, Rede zum 1. Mai 2022 in Remscheid

Dr. Hans-Jürgen Urban, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall / 1. Mai 2022 – DGB Remscheid „GeMAInsam Zukunft gestalten“

Schön, euch zu sehen!

Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Schön, Euch zu sehen!

Es tut gut, wieder gemeinsam den 1. Mai zu begehen. Mit Masken aber frohen Mutes und entschlossen, sich zurückzumelden! Das ist gut so. Die Zeit, in der wir leben, braucht keinen Rückzug ins Privat. Sie braucht gemeinsames Handeln und Solidarität – heute mehr denn je!

Nein zum Angriffskrieg Putins – und nein zu einem neuen Rüstungswettlauf!

Aber was wir vor allem brauchen ist: Frieden! Der russische Präsident Putin hat einen völkerrechtswidrigen Krieg vom Zaun gebrochen. Die Bilder von Zerstörung und den Verbrechen, von Vertreibung und Flucht sind kaum zu ertragen. Wir Gewerkschaften stehen an der Seite der ukrainischen Frauen, Männer und Kinder, die leiden und um ihr Leben fürchten.

Zugleich stehen wir an der Seite aller Russinnen und Russen, die für ein demokratisches und friedliches Russland eintreten!

Und: Wir sagen ja zu den wirtschaftlichen Sanktionen. Aber diese Sanktionen müssen zielgenau und in den Folgen abschätzbar ausfallen. Nicht die eigene Wertschöpfung, aus der die Solidarität mit der Ukraine bezahlt wird, sondern die Privilegien der russischen Machthaber und Oligarchen sind das Ziel.

Und: Nicht die russische Bevölkerung und nicht die russische Kultur, sondern diese korrupte Politik- und Wirtschaftselite sind unsere Gegner. Sie reden von Patriotismus, aber sie plündern das eigene Land aus und sammeln Milliarden auf ihren ausländischen Konten. Sie reden vom Brudervolk der Ukraine, aber sie lassen die ukrainische Bevölkerung vergewaltigen, foltern und töten! Wir schauen hinter die Kulissen der Propaganda. Gemeinsam mit der zivilisierten Welt fordern wir von Putin und seiner Entourage: Die Waffen nieder – beenden Sie diesen Krieg!

Die territoriale Integrität der Ukraine muss wiederhergestellt und gesichert werden. Die Kampfhandlungen müssen durch einen sofortigen Waffenstillstand beendet werden. Das ist das Gebot der Stunde!

Kolleginnen und Kollegen,

wir haben die Menschen in und aus der Ukraine unterstützt. Wir haben für humanitäre Projekte gespendet, haben gewerkschaftliche Einrichtungen für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, und unzählige Betriebsräte haben Konvois mit Versorgungsgütern in die Ukraine in Gang gesetzt. Das ist Solidarität konkret – und die brauchen wir dringlicher denn je! Aber was wir nicht brauchen, ist ein Rückfall in die Logik der Aufrüstung.

Putin erklärt immer wieder: Nicht Deutschland oder die Europäische Union, sondern die USA und die Nato seien der Feind. Schon heute überschreitet der Rüstungsetat der Nato den russischen um mehr als das Zwölffache. Das hat Putin offensichtlich von seinem Angriffskrieg nicht abgehalten! Auch in Deutschland ist der Aufrüstungsreflex keine zielführende Antwort.
In 2021 betrug der deutsche Rüstungsetat 52 Milliarden Euro. In den letzten fünf Jahren erhöhte er sich um mehr als 20 Prozent – von solchen Steigerungsraten können Pflegekräfte oder Erzieher nur träumen, von Rentnerinnen und Rentnern ganz zu schweigen. Ohne Vorlauf und Debatte hat Olaf Scholz einen einmaligen Aufrüstungs-Booster angekündigt. Geplant ist ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, das auch noch Verfassungsrang erhalten soll.

Der Verteidigungshaushalt soll dauerhaft auf über zwei Prozent des BIP angehoben werden.
Das wäre eine Erhöhung auf mehr als 70 Milliarden Euro jährlich.

Kolleginnen und Kollegen! Wo soll das enden?

In einem neuen Rüstungswettlauf, der die Milliarden verschlingt, die wir für den ökologischen Umbau und den sozialstaatlichen Ausbau dringend brauchen? Wird die Welt sicherer, wenn die Nato ihre militärische Überlegenheit auf das Dreizehn- oder Vierzehnfache ausbaut? Kein Zweifel: Wer das Recht auf Landesverteidigung akzeptiert, muss auch ein entsprechendes Militärbudget akzeptieren.

Aber ich frage den Bundeskanzler: Warum ist dies mit 52 Milliarden Euro nicht möglich?
Wo fließt das Geld hin? Wer verdient daran?

Nein, Kolleginnen und Kollegen! Auch im 21. Jahrhundert, auch angesichts der russischen Aggression gilt: Eine Europäische Sicherheitsordnung braucht mehr als neue Rüstungsmilliarden. Sie braucht Rüstungs-Kontrolle und Abrüstungs-Verträge, die überwacht werden und bei Verstößen sanktioniert werden. Und sie braucht Demokratie!

Ohne Regierungen, die Menschenrechte und friedliche Konfliktaustragung achten, wird Frieden nicht zu sichern sein. Und diese Bedingungen lassen sich nicht herbeibomben – auch nicht mit einem Sonderprogramm von 100 Milliarden im Grundgesetz.

Und, Kolleginnen und Kollegen, lasst mich angesichts der Bundestagsdebatte eines hinzufügen:
Man mag zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine stehen wie man will, aber eines muss doch klar sein:

Weder Deutschland noch irgendein anderer Nato-Staat darf zur aktiven Kriegspartei werden.
Das Risiko eines neuen Weltkrieges kann niemand verantworten. Das wäre der Super-Gau!

Ich sage: Waffen, Waffen, immer mehr Waffen, diese Steigerungslogik führt nicht in den Frieden, aber sie vergiftet das öffentliche Klima! Wenn der FDP-Politiker Alexander Graf Lamsdorff die Friedens- und Ostermärsche als „die fünfte Kolonne Putins“ diffamiert, dann zeigt das, wohin die immer weitere Militarisierung der Debatte führt. Das dürfen wir nicht mitmachen. Unser Begriff von Solidarität darf nicht auf immer schwerere Waffenlieferungen zusammenschrumpfen. Das sind wir der Sache und unserer Tradition als Friedensbewegung schuldig!

Corona ist noch nicht Geschichte

Ja, der Krieg hat Probleme wie den Klimawandel und die Corona-Pandemie in den Hintergrund gedrängt. Aber, das Virus ist noch nicht besiegt. Der Sommer wird die Lage entspannen, wir werden durchatmen können. Aber Corona bleibt ein Frontalangriff auf die Gesundheit der Menschen, und auf den Zusammenhalt der Gesellschaft. Die Pandemie vertieft soziale Gräben und gesellschaftliche Spaltung. Die Gefahr ist für alle gleich? Beileibe nicht!

  • Auf den Intensivstationen ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und mit niedrigem Einkommen überdurchschnittlich.
  • Und als das Virus auf dem Arbeitsmarkt wütete, gerieten vor allem befristete, geringfügige und schlecht bezahlte Jobs in Gefahr.

Auch in den kommenden Monaten müssen wir bedacht und mit der notwendigen Sorgfalt vorgehen. Ein Lockdown in Herbst und Winter muss vermieden werden.

Ja, das Theater um die Impfpflicht war wahrlich kein Meisterstück der Politik. Aber das Ziel einer möglichst hohen Impfquote bleibt auf der Tagesordnung. Zum Selbstschutz und zum Schutz der Mitmenschen. Gesundheit ist ein Menschenrecht – und die gelten in Zeiten der Pandemie. Und wenn das nicht der Fall ist, dann ist es unser Job, das zu ändern!

Inflation bändigen, Löhne anheben, sozialen Ausgleich organisieren

Ja, fair und gerecht geht es nicht zu in unserer Gesellschaft. Fast 20 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten für Niedriglöhne. Das Geld endet schneller als der Monat, und bei Arbeitslosigkeit ist Hartz IV programmiert! Zugleich schießt bei etlichen DAX-Unternehmen der Gewinn durch die Decke – trotz Corona und Lieferkettenproblemen. Mitten in der Krise schütten die Dax-Unternehmen Dividenden in Milliardenhöhe aus. Auf bis zu 35 Milliarden € beläuft sich das Vermögen der reichsten Familien in Deutschland.

Kolleginnen und Kollegen! Irgendwann wird’s unanständig!

Dazu fällt mir vor allem ein Instrument ein: Ein Staat, der diese Ungerechtigkeiten hinnimmt, verliert das Recht, sich Sozialstaat zu nennen. Und das wollen, das können wir nicht hinnehmen!

Also: Nein zur Ausschüttung von Dividenden, die das ganze Geld verschwenden, das wir in den Betrieben für Zukunftsinvestitionen brauchen! Und Ja zu einer Erbschafts- und Vermögenssteuer, die auch die Reichen und Super-Reichen an der Finanzierung öffentlicher Investitionen in die Zukunft von Beschäftigung und Umweltschutz beteiligt!

Zurzeit, Kolleginnen und Kollegen, frisst die Inflation die Kaufkraft unser Einkommen auf.
Vor allem die Energiepreise laufen davon. Dem können wir nicht einfach zuschauen. Eine passende Antwort muss die Tarifpolitik geben. Im Herbst beginnt die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Andere Branchen gehen voran. Etwa die Stahlindustrie und Teile der Pflegedienste. In diesen Runden muss was rüberkommen!

Eine anständige Lohnerhöhung, verbindlich, für alle und in den Lohntabellen gesichert – das wird im Vordergrund dieser Runden stehen. Darauf können sich die Arbeitgeberverbände einstellen. Das wird kommen, und das ist gut so!

Aber, Kolleginnen und Kollegen! Die Tarifpolitik wird die Inflation nicht alleine kontern können.
Die gestiegenen Energiekosten belasten die ärmeren Haushalte prozentual stärker als die reichen. Hier muss die Wirtschafts- und Sozialpolitik korrigierend eingreifen. Die sogenannten „Entlastungspakete“ der Bundesregierung umfassen den Wegfall der EEG-Umlage, Einmalzahlungen und Heizkostenzuschüsse, eine etwas höhere Pendlerpauschale, die Anhebung des Grundfreibetrages in der Einkommenssteuer und nicht zuletzt ein 9-Euro ÖPNV-Ticket für drei Monate – insgesamt ein Volumen von 30 Milliarden Euro. Klingt gut, aber: Verteilungspolitisch ist das Ganze ein Fehlgriff.

Die Maßnahmen entlasten die oberen Einkommen stärker als die unteren. Vor allem für Rentnerinnen und Rentner fällt wenig ab! Das geht gar nicht! Das muss korrigiert und ergänzt werden! Solidarität muss vor allem den Schwächeren helfen – oder sie ist keine! Die Gewerkschaften, auch die IG Metall haben Vorschläge vorgelegt, die diese verteilungspolitische Schlagseite korrigieren. Vor allem brauchen wir einen Preisstopp für Energie, der vor allem die ärmeren Haushalte entlastet. Das ist sinnvoll, das ist machbar, und darauf bestehen wir!

#FairWandel: Natur und Beschäftigung können und müssen Hand in Hand gehen

Ja, Kolleginnen und Kollegen, Verteilungsgerechtigkeit und Sozialausgleich sind nicht zum Nulltarif zu haben. Und der ökologische Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft auch nicht!
Klimaneutrales arbeiten, konsumieren und leben – das ist der historische Auftrag unserer Epoche. Das sind wir uns und allen nachwachsenden Generationen schuldig.

Aber auch hier gilt: Die ökologische Transformation, die wir unterstützen, muss fair und solidarisch sein. Schutz von Natur und Beschäftigung – das kann zusammengehen. Die Ersetzung von Kohle durch grünen Wasserstoff, die Umstellung vom Verbrenner- auf den Elektro-Antrieb, der Ausbau des öffentlichen Personennah- und fernverkehres – alles das ist nötig, alles das ist möglich! Dazu braucht es öffentliche Investitionen und Arbeitsmarktpolitik zum Schutz der Beschäftigung. Auf rund 500 Milliarden Euro wird das notwendige Volumen an öffentlichen Investitionen geschätzt.

Das ist eine Menge Geld, aber es ist mobilisierbar! Durch öffentliche Kreditaufnahme. Und vor allem durch eine Steuer- und Abgabepolitik, die das Geld dort abholt, wo es im Übermaß vorhanden ist:

  • bei übergroßen Erbschaften- und Vermögen;
  • bei Spitzeneinkommen jenseits der Millionen;
  • und bei Finanzeinkommen, die auf den Caymans oder anderen Steueroasen landen oder die der Fiskus steuerlich wie rohe Eier behandelt.

Wer Arbeit, Verteilungsgerechtigkeit und Natur zusammendenkt, hat uns an seiner Seite. Wer den Umwelt- und Klimaschutz gegen die Menschen wendet, der hat uns zum Gegner! Gerade in Euren Regionen, wo Zulieferindustrie, Werkzeug- und Maschinenbau eine lange Tradition haben, kann man die Transformation nicht dem Markt überlassen.

Der Stellenabbau bei Leistritz Turbinentechnik mit einem geradezu skandalös schlechten Sozialplan, aber auch die Schließung des Remscheider Werks von ThyssenKrupp zeigen, wie Transformation nicht laufen sollte!

FairWandel: ökologisch – demokratisch – sozial, mit dieser Maxime schalten wir uns ein!
Für eine intakte Umwelt, für eine intakte Gesellschaft

Solidarität über den nationalen Gartenzaun hinausdenken

Kolleginnen und Kollegen, nicht nur bei uns, vor allem im globalen Maßstab ist Gerechtigkeitsalarm angesagt. Während das reichste 1 Prozent der Weltbevölkerung 82 Prozent des Weltvermögens einsteckt, ging die untere Hälfte der Weltbevölkerung leer aus. Für sie haben sich die Probleme des alltäglichen Lebens weiter verschärft. Ausreichende Ernährung, ja selbst trinkbares Wasser sind für viele Luxusprodukte. Und der Ernteausfall in der Ukraine, der Kornkammer der Welt, wird die Situation erheblich verschärfen. Auf der einen Seite laufen die Milliarden auf dem Konto über, auf der anderen Seite kämpfen Milliarden Menschen ums Überleben.

Kolleginnen und Kollegen! Ein „Imperium der Schande“ – so hat der Ex-UN-Berichterstatter Jean Ziegler diese Weltordnung genannt. Und genau das ist sie! Ja, es geht um den Kampf gegen Arbeitslosigkeit, Armut und Gerechtigkeitslücken bei uns – selbstverständlich!

Aber es geht auch um eine Weltordnung, in der alle Menschen eine Lebensperspektive haben, ganz gleich, wo sie geboren wurden. Nicht Menschenwürde und Internationalismus, sondern dieser Finanz-Kapitalismus, der Menschen verachtet, die Natur zerstört und Kriege führt, ist ein Irrtum der Geschichte. Auch das ist eine Botschaft des 1. Mai.

Wir müssen das tun – eine globale Bewegung der Solidarität

Frieden, Infektionsschutz, Verteilungsgerechtigkeit und globale Solidarität – Herkules-Aufgaben allesamt! Manchmal fragt man sich: Wer soll das alles durchsetzen, wer hat die Kraft und den Mut? Darauf gibt es nur eine Antwort: Wir!

Dabei habe ich eine Hoffnung. Vielleicht wächst in diesem Kampf ja auch die Erinnerung daran, dass wir als Gewerkschaftsbewegung einmal für ein weitergehendes Ziel angetreten sind. Für das Ziel, „… alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“ (MEW 4: 385)

So hat es der Mann mit dem langen weißen Bart einmal formuliert. Eine Gesellschaft jenseits der Zwänge des heutigen Finanzmarkt-Kapitalismus? Ein altes Ansinnen, gewiss. Aber zugleich das aktuellste, das ich kenne.

Also: Auf geht’s!
Es lebe der 1. Mai!